Schwerpunkt: Die Tagebücher von Victor Klemperer – LTI Notizbuch eines Philologen

24.10.2024FreispielDeutschlandfunk KulturN.N. —   –  Details

Victor Klemperer

Bearbeitung: Tilman Hecker, Dag Lohde Regie: Tilman Hecker Mit: Betty Freudenberg, Christine Groß, Toni Jessen, Thomas Schmauser Komposition: Arno Kraehahn Ton: Kaspar Wollheim Produktion: RBB 2016 Länge: 54›29

Die «Sprache des Dritten Reichs», Lingua Tertii Imperii, kurz LTI: So nennt Victor Klemperer seine historische Analyse von Propaganda und Sprache im Nationalsozialismus. Seine hellsichtigen Beobachtungen sind bis heute aktuell. — «Worte können wie winzige Arsendosen sein. Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu haben, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.» Mit lexikalischer Präzision und beklemmender Sachlichkeit strukturiert der Zeitzeuge Victor Klemperer in Essays die propagandistischen Wortungetüme, die nach und nach auf die Gesellschaft einwirkten. Er analysierte den Sprachgebrauch im Nationalsozialismus in Deutschland und veröffentlichte seine Erkenntnisse 1947. Wir erleben in seinen Beobachtungen die Verschiebung des Diskurses in der zunehmend gleichgeschalteten Gesellschaft Nazi-Deutschlands: die sich wiederholende Beschwörung eines Gefühls und die Normalisierung eines quasireligiösen Nationalkults. — Victor Klemperer (1881 1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe, war ein namhafter Romanist, seit 1920 Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 arbeitete er erneut als Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Seine Abhandlung «LTI Notizbuch eines Philologen» erschien 1947 und machte ihn einem großen Publikum bekannt. 1996 wurden die Tagebücher von Victor Klemperer unter dem Titel «Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten» veröffentlicht. Sie umfassen den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960 und zeigen ihn als unverzichtbaren Zeitzeugen. Die Hörspielfassung von DLR Berlin/ORB mit dem Titel «Zeugnis ablegen» in der Bearbeitung von Klaus Schlesinger wurde im gleichen Jahr produziert und zum Hörbuch des Jahres gewählt. — Mehr zum Thema in unserem Podcast mit Leonie Schöler: «Die Geschichte geht weiter Victor Klemperers Tagebücher 1918 1959».

 
 

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