Ein Solitär der amerikanischen Moderne — Zum 150. Geburtstag von Charles Yves

19.10.2024Apropos KlassikÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Charles Ives

Als «Urvater der amerikanischen Moderne» ist Charles Ives (1874-1954) in die Musikgeschichte eingegangen, geboren im selben Jahr wie Arnold Schönberg, der – wenn auch mit ganz anderer Entwicklung – als jener Europas gilt. Beide sind bis heute geschätzte Inspirationsgeber von Komponist:innen, Künstler:innen und Veranstalter:innen. — Ives, bereits in jugendlichen Jahren als Organist und Kirchenmusiker aktiv, entschied sich gegen eine berufliche Laufbahn als Musiker, sondern für eine Versicherung zu arbeiten. Seine später gegründete, eigene Agentur sollte zu einer der erfolgreichsten der Ostküste werden. Ives künstlerische Arbeit hingegen wurde erst nach seinem Tod entsprechend anerkannt. Er entwickelte völlig eigenständig, abseits von Schulen und Szenen, seine charakteristische, kompositorische Handschrift: in Form von Collagen reihte er ganz unterschiedliche Abschnitte aneinander, schichtete sie übereinander und schuf so eine Pluralität von in sich geschlossenen Gesetzmäßigkeiten, die miteinander eine oft überraschend lebendige Klangsprache entstehen lassen. Genauso experimentierte er mit Atonalität und Vierteltönen, verpackte Zitate, malte seine Umgebung in Klängen. — Ives wohl bekanntestes und oft zitiertes Werk ist sein Instrumentalstück «The Unanswered Question», in dem drei Gruppen unterschiedliche Tempi spielen und damit drei Dirigent:innen erfordern. Dieses wegweisende Stück (1908, 1930-35) hat zahlreiche Komponist:innen und Wissenschafter:innen zur eingehenden Analyse angeregt. Oder in «Central Park in the Dark» hält Ives 1906 klanglich fest, wie sich der bekannte New Yorker Park dreißig Jahre zuvor angehört haben könnte; also noch vor der Erfindung des Radios und der Omnipräsenz von lärmenden Maschinen. — Anlässlich des 150. Geburtstags präsentieren wir den Solitär Charles Ives und sein Umfeld, in dem sich so unterschiedliche musikalische Ansätze wie der frühe Neoklassizismus von Elliott Carter, die eingängige und bühnentaugliche Musik eines Leonard Bernstein oder der patriotisch motivierte Melodiereichtum eines Aaron Copland finden.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddhehitt