Am Tisch mit Clemens Tangerding, Historiker

18.10.2024Doppelkopfhr2 kulturAndrea Seeger —   –  Details

Clemens Tangerding

Clemens Tangerding stammt aus dem unterfränkischen Rottendorf, einem kleinen Ort mit rund 5500 Einwohnern. Zum Studium zog er weg, unter anderem nach Gießen und ließ sich in der Heimat nur noch selten blicken. Und wenn der Journalist und Historiker Weihnachten kam, verabredete er sich mit Freunden von früher, die so wie er zum Kurzbesuch im Ort weilten. Die Dagebliebenen waren ihm zu provinziell, zu engstirnig. — Wie überheblich und falsch diese Ansicht war, hat Tangerding erfahren bei einem Geschichtsprojekt über den Nationalsozialismus in Städten und Gemeinden. Vier Jahre lang besuchte er ausgewählte kleine Kommunen in ganz Deutschland, unter anderem war er auch in Marburg, erforschte gemeinsam mit Menschen vom Land die Nazi-Zeit, mit tatkräftiger Hilfe der Feuerwehr und des Deutschen Feuerwehr-Museums in Fulda. Seine Erlebnisse hat er aufgeschrieben in dem Buch «Rückkehr nach Rottendorf. Von Rechten, Linken und anderen normalen Leuten». Und die haben es in sich. Menschen auf dem Land engagieren sich in Vereinen und Kirchengemeinden, sie kümmern sich um Alte, Kranke, Obdachlose. Sie helfen sich, auch wenn sie grundsätzlich anderer Meinung sind, anders als im städtischen Umfeld. Er selbst fühle sich wie in zwei Welten: in einer der Debattenkultur und einer der Erfahrungswirklichkeit. Während die einen in Berlin für den Klimaschutz demonstrieren, engagieren sich die anderen im dörflichen Obst- und Gartenbauverein. Dort das Wort, hier die Tat.

Musikinhalt dieser Sendung: Reinhard Mey: Nichts von alledem Reservisten-Musikzug JaboG 34 «Allgäu»: Die Himmel rühmen Marco Netzbandt /Alexander Wienand: Frühling im Zeitraffer

 
 

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