20.09.2024 – Punkt eins – Ö1 – Philipp Blom — – Details
Kolonialreiche Kontext BIP
Wie lässt sich der Erfolg einer Gesellschaft messen? Gast: Philipp Koch, Ökonom, EcoAustria, Wien. — Das Bruttoinlandsprodukt misst das Gesamteinkommen einer Volkswirtschaft, ist als BIP pro Kopf eine gängige Kennzahl und gilt als Indikator von Wohlstand und Erfolg des jeweiligen Wirtschaftsraums. Diese Daten werden aber erst seit dem 20. Jahrhundert systematisch erhoben. Wer weiter in der Geschichte zurück gehen will, steht bald auf dünnem Eis, denn es gibt für die meisten Ländern und Regionen nur sehr wenige und sehr punktuelle Daten. Vielleicht sind gewisse Wirtschaftszweige gut dokumentiert, andere dafür aber gar nicht, und jede Hochrechnung bleibt spekulativ. — Der Wirtschaftswissenschaftler Philipp Koch von EcoAustria hat sich zum Ziel gesetzt, die Lücken des historischen Wissens mithilfe von digitaler Forschung zu schließen. Aufgrund von biographischen Einträgen in der Online Enzyklopädie Wikipedia und mit Hilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz haben er und sein Team die wirtschaftliche Entwicklung historischer Staaten berechnet und mit der geschichtlichen Entwicklung verglichen. — Das Resultat bespricht Philipp Koch mit Moderator Philipp Blom. So kann er zeigen, wie wichtig der atlantische Sklavenhandel für gewisse Länder war, wie stark Kolonialreiche sich ausgewirkt haben, was Kriege und Naturkatastrophen für wirtschaftliche Spuren hinterlassen haben. — Nach alldem erhebt sich eine andere Frage, die auch unter Historiker:innen immer wieder diskutiert wird: Wie angemessen ist die Berechnung des pro Kopf-Einkommens als Maßstab des gesellschaftlichen Erfolgs? Was sagt es darüber aus, wie Menschen leben und gelebt haben und gibt es Methoden, die besser darstellen können, ob Menschen heute oder in der Vergangenheit ein gutes, gesundes, friedliches und erfülltes Leben geführt haben?
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