01.09.2024 – Menschenbilder – Ö1 – N.N. — – Details
Liese Scheiderbauer
«Es ist ein Wunder, dass ich am Leben bin.» Die Tänzerin, Filmemacherin und Aufklärerin Liese Scheiderbauer — Ihre früheste Erinnerung ist die an den Hut, der ihrem Vater vom Kopf geweht wurde. Es war am Bahnhof, der Vater bestieg einen Zug nach Italien, in der Hoffnung, von dort ein Schiff nach Shanghai nehmen zu können. Seine Frau und die beiden Töchter blieben in Wien zurück; alle vier wussten nicht, was in den nächsten Jahren auf sie zukommen sollte. — Liese Scheiderbauer wird 1936 als Elisabeth Pollak in Wien geboren; ihr Vater ist Arzt und stammt aus jüdischer Familie in Brünn, ihre Mutter aus einer evangelischen Offiziersfamilie. 1943 erhält die ältere Schwester – die spätere Ärztin Helga Feldner-Busztin – den Deportationsbefehl nach Theresienstadt. Ihre Mutter entscheidet sich, ihre Tochter zu begleiten und das bedeutet, auch die kleine Liese kommt mit. Eigentlich hätten sie das Konzentrationslager nicht überleben dürfen, meint Liese Scheiderbauer, durch viele Zufälle und die Arbeit der älteren Schwester in der Landwirtschaft des Lagers gelingt es. Ihr Vater überlebt inzwischen das Lager Auschwitz. — Nach der Befreiung zieht die Familie zurück nach Wien; Liese kommt zum ersten Mal in die Schule – in die vierte Klasse Volksschule. Mit ihrer besten Freundin wechselt sie ins Gymnasium, doch bald darauf stirbt diese Freundin an einem Sarkom. Liese Scheiderbauer bricht die Schule ab, macht eine Ausbildung zur Tänzerin – unter ihren Lehrerinnen ist die legendäre, von ihr verehrte Grete Wiesenthal, bekommt ein erstes Engagement in Salzburg.
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