30.08.2024 – Spielräume – Ö1 – Michael Neuhauser — – Details
Ry Cooder
Ry Cooders viertes Soloalbum, brandaktuell seit 50 Jahren — Viele jener Stilrichtungen der USA, die gern – mehr oder weniger treffend – unter dem Sammelbegriff «Roots» zusammengefasst werden, haben wieder Hochkonjunktur, vielleicht sogar mehr denn je. Zahlreiche junge, schwarze wie weiße Musikerinnen und Musiker beschäftigen sich in neotraditionalistischer, eklektizistischer, modernisierender oder amalgamierender Weise mit den vielen verschiedenen Überlieferungssträngen von Blues, Country, Gospel, Soul und Folk und ihren zahlreichen historischen und stilistischen Überlappungen, ganz ähnlich, wie das bereits im Folk-Revival der 1950er und 60er Jahre bewusst gepflegt wurde. — Der 1947 geborene Gitarrist, Banjo- und Mandolinenspieler Ry Cooder war in den 60er Jahren ein gesuchter Sessionmusiker. Er spielte mit Bluegrass-Pionier Bill Monroe ebenso wie mit Captain Beefheart, Taj Mahal, Neil Young oder den Rolling Stones, bevor er in den 70ern seine Solokarriere in Angriff nahm. Da schuf er dann nicht nur mitreißende Musik in allen möglichen Schattierungen von «Americana», sondern erwies sich in seinen gewitzten Arrangements auch als brillanter Forscher und Übersetzer, der uralte und aktuelle Songs in neue Kontexte stellte und so – ganz nebenher und ohne erklärender Worte zu bedürfen – Zusammenhänge und Verwandtschaften deutlich machte. — Wäre sein viertes Studioalbum «Paradise and Lunch» 2024 erschienen und nicht vor 50 Jahren, es wäre (etwa neben den zeitgenössischen Veröffentlichungen von Leuten wie Rhiannon Giddens, Dom Flemons, Leyla McCalla, Jake Blount etc.) thematisch wie klanglich mindestens genauso aktuell wie damals.
SK-