Aus der Zeit gefallen / Messages Quartet / Carinthischer Sommer 2024

22.08.2024KonzertÖ1Christine Pleschberger —   –  Details

Messages Quartet

Carinthischer Sommer 2024 / Messages Quartet. Friedrich Gernsheim: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 31; Andrzej Panufnik: Streichquartett Nr. 2. Messages; Stanislav Moniusko: Streichquartett Nr. 1 in d-Moll (aufgenommen am 28. Juli in der Stiftskirche Ossiach)

Im Jahr 2014 fanden sich Malgorzata Wasiucionek-Potera (1.Violine), Oriana Masternak (2. Violine), Maria Shetty (Viola) und Beata Urbanek-Kalinowska (Violoncello) aus Krakau zum «Messages Quartet» zusammen – anlässlich des 100. Geburtstages des polnischen Komponisten und Dirigenten Andrzej Panufnik und benannt nach dessen 2. Streichquartett «Messages». Und auch wenn in so manchem Artikel über das renommierte Quartett noch zehn Jahre nach dessen Gründung darüber nachgedacht wird, ob denn die Musikerinnen selbst als reines Damenquartett im Sinne des Philosophen und Kommunikationstheoretikers Marshall McLuhan die Botschaft sind, wollen die Quartettmitglieder dennoch die Musik, die sie interpretieren, als Botschaft und sich selbst als deren Botschafterinnen wahrgenommen wissen. — Um das namengebende 2. Streichquartett «Messages» von Andrzej Panufnik spannte das «Messages Quartet» sein Konzertprogramm beim Carinthischen Sommer 2024 mit Juwelen selten gehörter Streichquartettliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts: Eröffnet wurde mit dem Streichquartett Nr.1 in d-Moll des «Vaters der polnischen Nationaloper» Stanislaw Moniuszko, einem der führenden polnischen Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts, dessen kammermusikalisches Schaffen weit weniger bekannt ist. Eine Kindheitserinnerung hat Andrzej Panufnik zu seinem 2. Streichquartett 1980 inspiriert: Als 7-/8-Jähriger hatte er in seinen Ferien am Land das Ohr an hölzerne Telegrafenmasten gelegt, um den Klängen zu lauschen, wenn der Wind die Kabel zum Schwingen brachte: «After a while I became convinced that I was listening to real music – which retrospectively I think was my first experience of the creative process, as for the first time I made use of my musical Imagination», schrieb Andrzej Panufik in seinen Anmerkungen zur Partitur. — Das Messages Quartet hat es sich zur Aufgabe gemacht, Musik vergessener oder wenig bekannter Komponist:innen ins Repertoire zu holen und so schloss man das Konzert mit Friedrich Gernsheims Streichquartett Nr.2 a-Moll op. 31. Gernsheim wurde 1839 in eine angesehene jüdische Familie in Worms geboren und war eng mit Johannes Brahms befreundet. Der Pianist, Dirigent und Musikpädagoge war ein angesehener Komponist seiner Zeit, nach seinem Tod 1916 gerieten viele seiner Werke jedoch in Vergessenheit – die Nazis verfemten Friedrich Gernsheim. — Vielfach ausgezeichnet und als eines der besten polnischen Streichquartette der Gegenwart von Publikum und Kritiker:innen gefeiert, begeisterten die vier Musikerinnen des Messages Quartet auch am 28. Juli 2024 in der Stiftskirche Ossiach bei der Interpretation der drei Streichquartette mit ihrem musikalischen Feingefühl und homogenen, klanglich einzigartigen Spiel.

 
 

SK-