17.08.2024 – Le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Charles Ives
Von der Battalia zur Battle Hymn of the Republic «Eine «liederliche Gesellschaft von allerley Humor» lässt Heinrich Ignaz Franz Biber auftreten samt Wirtshausbesuch und durcheinander gebrüllten Liedern. «Hic dissonant ubique, nam enim sic diversis cantilenis clamore solent.» lautet seine Erläuterung zu dieser erstaunlichen Passage aus 1673: «Hier dissonieren alle Stimmen, denn es werden ja verschiedene Lieder zugleich gebrüllt.» «Prozessionen und Provokationen: Die Orchesterbilder von Heinrich Ignaz Franz Biber und Charles Ives bergen Sprengkraft in sich. Im Sinne der erzählten Geschichten von Schlachten und Kirchgangsprozessionen ebenso wie in ästhetischer Hinsicht.
Heinrich Ignaz Franz Biber belauscht 1673 ein Söldnerheer und lässt uns den Soundtrack wie als Film hören. Möglicherweise ist es Antikriegsfilm, denn das Stück endet nicht mit dem Jubel eines Siegers, sondern mit dem erbärmlichen Wehklagen der verwundeten Überlebenden. Davor aber wird die Schlacht geschlagen und auch hier gibt es eine Spielanweisung von Heinrich Ignaz Franz Biber für die Musiker: «Die Schlacht muss nit mit dem Bogen gestrichen werden, sondern mit der rechten Hand die Saite geschnelt wie die Kanonen, undt starck!» «Kurz nach 1900 belauscht der damals knapp dreißigjährige amerikanische Komponist Charles Ives einen Fackelumzug mehrerer Studentengruppen. Und selbstverständlich sind auch die amerikanischen Studenten mit Liedern und Trommeln bewaffnet und singen durchaus vieles Verschiedenes gleichzeitig. «Für Charles Ives ist die Welt voller Stimmen und Lärm, voller Gleichzeitigkeit von Allem, voller Hymnen und musikalischer Erinnerungen. «Tone Roads» nennt Charles Ives 1911 ein Stück, denkt auch tatsächlich an eine Straße voller Töne und merkt an, alle gingen «ihre eigenen Wege, jeder Fahrer benutzt eine andere Route, verschiedene Menschen, nicht alle legen eine Meile in der gleichen Anzahl von Schritte zurück, verschiedenes Futter für die Pferde, nicht alle kauen in C-Dur». «Heinrich Ignaz Franz Biber lässt uns bei einer «Pauernkrirchfahrt» mithorchen, Charles Ives bei der amerikanischen Parade zum 4. Juli. Prozessionen und Provokationen: Charles Ives frönt hingebungsvoll seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Hören mehrerer amerikanischer Lieder und Hymnen gleichzeitig. Von «The Battle Hymn of the Republic» zu «Yankee Doodle» reicht die Palette an populären Liedern, die er gleich lautstark mit dieser Parade an uns vorbeimarschieren wird. Vorerst aber sind all die Blasmusikkapellen noch in weiter Ferne.
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