40 Jahre Kabarett Niedermair (1)

03.08.2024Contra – Kabarett und ComedyÖ1N.N. —   –  Details

Kabarett Niedermair

Vier Jahrzehnte des heimischen Humors im hochkarätigen Schnelldurchlauf: Das Kabarett Niedermair feiert Geburtstag. Eine Contra-Sommerserie in vier Folgen. Heute: 1983 – 1993

Im vergangenen Oktober beging das im gesamten deutschen Sprachraum als Brutkasten und Schatzkästchen des österreichischen Kabaretts gefeierte Kabarett Niedermair sein 40-jähriges Bestehen mit einem viertägigen Festival, bei dem je ein Abend einer Dekade gewidmet war. In Contra senden wir im August in vier Sendungen die Highlights dieser vier hochkarätig besetzten Best-of-Mixed-Shows. «Als Kurt Weinzierl am 21. Oktober 1983, dem Eröffnungsabend des «Kabarett Niedermair», die Bühne betrat, um sein Solo «Der Herr Karl – Lebenserwartungen» zu spielen, war die Farbe an den Wänden noch nicht getrocknet. «Es war das reinste Chaos», erinnert sich Gründerin Nadja Niedermair, die erst wenige Monate zuvor kurzerhand ein paar störende, aber auch tragende Wände eigenhändig eingerissen und 80 drahtige Klappsessel gekauft hatte, um eine frei gewordene Erdgeschoss-Räumlichkeit in ihrem Biedermeier-Haus in der Wiener Josefstadt in einen Theaterraum zu verwandeln. «Ich war sehr jung und sehr naiv, aber das Kleinkunst-Metier gefiel mir so gut, dass ich das unbedingt durchziehen wollte.» Nach Kurt Weinzierl bestritten seinerzeit Andreas Vitásek, Otto Grünmandl und I Stangl das viertägige Opening.

 

Derartig klingende Namen und zugkräftige Künstler gab es damals nur wenige. Ihr Vorhaben, im Niedermair rasch einen qualitativ verlässlichen, täglichen Spielbetrieb zu installieren, resultierte zwangsläufig in einer offensiven Offenheit jungen Talenten gegenüber. Das im «Niedermair» zu diesem Zweck halbjährlich veranstaltete «Sprungbrett» – vier Anfänger an einem Abend – erwies sich u.a. für die Gruppe Schlabarett (Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andrea Händler), Josef Hader und Thomas Maurer als Karriere-Kickstarter. Auch für die Förderung eigenwilliger Künstler weit abseits des kabarettistischen Mainstreams – wie Karl-Ferdinand Kratzl oder Martin Puntigam – bewies das «Niedermair» stets ein gutes Gespür.

 

Im Sommer 1991 kam es zu einem wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des «Kabarett Niedermair». Architektonisch. Denn wo heute Bühne und Künstlergarderobe sind, waren ursprünglich Eingang und Vorraum. Die Bühne indes befand sich am hinteren Ende des Saals – unmittelbar vor den WCs: Der Weg zu den Toiletten führte über die Bühne. Der Rückweg auch. Wer die Pausenlänge unterschätzt hatte, wurde unfreiwillig Teil des Programms. Erst der Umbau, im Zuge dessen auch der vormals unüberdachte Innenhof zu Foyer, Garderobe und Bar umgestaltet wurde, brachte die 180°-Drehung des Saals. «Mit Konsequenz und Kompromisslosigkeit bei der Auswahl der Auftretenden leitete I Stangl als Nachfolger der Gründerin zehn Jahre lang die Geschicke des Hauses. In seine Ära fallen u.a. die kabarettistischen Geburtsstunden von Steinböck & Rudle, Severin Groebner, Thomas Stipsits und Gery Seidl, um nur die prominentesten zu nennen. Seit 2003 hält nun Andreas Fuderer – in zuletzt auch recht unruhigen Zeiten – das Ruder des Kabarett Niedermair fest in der Hand. Zu den Neuentdeckungen seiner Amtszeit zählen u.a. BlöZinger, Flüsterzweieck, Klaus Eckel, Hosea Ratschiller, Christoph Spörk, Paul Pizzera, Omar Sarsam, Clemens Maria Schreiner, RaDeschnig oder Berni Wagner. Mit der Einführung der diensttäglichen 60-Minuten-Shows im Doppelpack öffnete er das Haus zuletzt auch für eine jüngere Zielgruppe, die sich mehr für ihre Comedy- und Social-Media-Stars interessieren als für die Kabarett-Idole ihrer Eltern. Fazit: Seit vier Jahrzehnten schreibt das Kabarett Niedermair maßgeblich an der Kabarettgeschichte Österreichs mit. Und das letzte Kapitel ist noch lange nicht in Sicht.

 

 
 

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