‹Einfach weird› / Wie ein Sprach wissenschaftler das neue Zauber wort im US Wahlkampf erklärt

07.08.2024NewsRNDAnatol Stefanowitsch — Jennifer Dold —   –  Details

weird / creepy

Wenn man den amerikanischen Wahlkampf verfolgt, kommt man an dem Begriff «weird» nicht vorbei – so bezeichnen die Demokraten aktuell Trump und seinen Vize J. D. Vance. Welche Begriffe besser passen würden und was «weird» im Deutschen bedeutet, erklärt Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch.

Es ist ein simpler Begriff, keine Sprache der hohen Politik, sondern eher dem Alltag entnommen: Zurzeit bezeichnen die Demokraten im Kontext von Kamala Harris› Wahlkampf Trump und seinen Vize J. D. Vance als «weird» – was komisch, seltsam bedeutet. «Sie beziehen sich damit auf verschiedene Aussagen wie die von Vance, der in einem Video verkündete, dass das Land von «kinderlosen Katzenfrauen» regiert werde. Oder auf ein Statement von Trump, der kürzlich auf einer Wahlkampfveranstaltung sagte, dass er lieber durch einen Stromschlag, als durch einen Haiangriff sterben würde. «Trump reagiert sensibel «Der Gouverneur von Minnesota und Kamala Harris› neuer Vize, Tim Walz, fasste das «Weird»-Label während eines Telefonats mit Spendern so zusammen: «Die Republikaner sind einfach weird. Aber wir haben keine Angst vor komischen Menschen. Sie sind uns ein bisschen unheimlich, aber wir sind nicht ängstlich.» «Die Anschuldigung, dass er «weird» sei, scheint Trump aus dem Konzept zu bringen, sagt Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaften an der Freien Universität Berlin. «Normalerweise perlt ja alles an ihm ab, wie etwa die Behauptung, dass er rechtsextrem sei oder die Demokratie abschaffen wolle.» «So sagte Trump in einem Interview mit dem konservativen Radiomoderator Clay Travis: «Niemand hat mich je als seltsam bezeichnet. Ich bin vieles, aber seltsam bin ich nicht. Und ich bin ganz offen. Und er (J. D. Vance) ist es auch nicht, das kann ich Ihnen sagen. J. D. ist es überhaupt nicht.» «Interessant sei die Frage, wie lange die Irritation anhalten wird, meint Stefanowitsch. «Trump wandelt Kritik ja auch oft in Lob um. Als zum Beispiel Hillary Clinton, Trumps Wählerschaft ‹deplorable‹, also bedauernswert, nannte, übernahm Trump die Bezeichnung einfach und der Begriff fand sich kurze Zeit später auf T Shirts etc.» (…)

Der Begriff «absurd» sei treffender «Auf der anderen Seite könnte sich, laut dem Sprachwissenschaftler, Trumps Wählerschaft auch fragen, ob sie sich denn überhaupt konform verhalten müsse. «Die Bezeichnung ‹weird‹ würde ihr damit absprechen, merkwürdig sein zu dürfen, und gegen den Grundsatz verstoßen, sich so zu verhalten, wie man will, solange man damit niemandem schadet.» «Der Sprachwissenschaftler hätte zudem die Begriffe «absurd» oder «bizarre» (deutsch: bizarr) treffender gefunden. «Diese Begriffe sind eindeutig negativ konnotiert und würden verdeutlichen, dass Trumps Verhalten inakzeptabel ist und sich außerhalb jeder Norm befindet.» «In der deutschen Sprache ist «weird» in keinem Fall positiv besetzt und auf einem Level mit dem Begriff «creepy» (unheimlich).

 

Anatol Stefanowitsch, «Professor für Sprachwissenschaften an der Freien Universität Berlin «Im Englischen könne der Begriff «weird» eben auch so etwas wie interessant bedeuten. «Auf der anderen Seite ist das gewählte Adjektiv umgangssprachlicher und wird von jedem verstanden.» «Auch im Deutschen wird «weird» als Anglizismus verwendet – doch laut Stefanowitsch habe er nicht ganz dieselbe Bedeutung wie im Englischen. «In der deutschen Sprache ist ‹weird‹ in keinem Fall positiv besetzt und auf einem Level mit dem Begriff ‹creepy‹ (unheimlich).»

 
 

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