Sind 16 Menschenleben nicht einen Mörder wert? / Wladimir Kara-Mursa

07.08.2024NewsThe Washington PostAlice Bota —   –  Details

Wladimir Kara-Mursa

Er war zu 25 Jahren Straflager verurteilt und dem Tod nahe. Nun spricht Russlands wichtigster Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa über den historischen Gefangenenaustausch, die Qualen in der Haft und seine Pläne für die Zukunft «Tag drei nach der Freilassung: Wladimir Kara-Mursa in Frankfurt am Main

DIE ZEIT: Herr Kara-Mursa, vor einer Woche saßen Sie noch in einem Straflager in Omsk in Sibirien. Jetzt treffen wir uns hier in einem Businesshotel in Frankfurt. Erzählen Sie uns, wie Sie freigekommen sind? «Wladimir Kara-Mursa: Am Dienstag vor zwei Wochen ging es los. Ich wurde plötzlich von zwei Gefängnisbeamten aus meiner Isolationszelle geholt. Sie brachten mich in ein Büro: ein Bild von Putin an der Wand, ein Schreibtisch, auf dem ein leeres Blatt Papier lag, ein Stift und ein Vordruck. Das war ein Gnadengesuch an Wladimir Putin. Ich sollte meine Schuld eingestehen und Reue zeigen. Erst dachte ich, das sei ein Witz. Ich musste lachen. Dann habe ich mich geweigert, das Gesuch zu unterschreiben. Ich sagte zu einem der beiden Beamten, dass ich erstens Putin für einen illegitimen Präsidenten halte, für einen Diktator, Usurpator und Mörder. Und dass ich mich zweitens nicht schuldig bekennen werde, weil ich unschuldig bin. Ich sitze ein, weil ich gegen den Krieg in der Ukraine bin. Die Verbrecher sind diejenigen, die den Krieg führen, und nicht diejenigen, die dagegen sind.

 
 

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