05.08.2024 – – NZZ – Hoo Nam Seelmann — – Details
Kim Min Gi
m Min Gi wurde zur Stimme einer Generation, der es gelang, die Gewaltherrschaft der Generäle abzuschütteln. Jetzt ist er 73-jährig gestorben. «Allüren und Posen waren ihm fremd: Musiker und Theaterdirektor Kim Min Gi. ««Atschim-Isl» (Morgentau) heisst das Lied, das Mitte der siebziger Jahre unverhofft zum Symbol der südkoreanischen Demokratiebewegung wurde. Der Text ist in schlichter, schöner Sprache geschrieben, man könnte beinahe meinen, es sei ein Gedicht. Als nach den landesweiten Massenprotesten gegen die Militärregierung im Juni 1987 endlich nach fünfzehn Jahren das Verbot des Liedes aufgehoben wurde, erlebten die Menschen dies wie die eigene Befreiung. «Gut drei Jahrzehnte lang war «Atschim-Isl» das bekannteste Lied im ganzen Land und das beliebteste unter den Studenten und Intellektuellen. Ungewöhnlich ist die historische Rolle, die diesem Lied zufiel, da es nichts wirklich Politisches enthält: «Nach langer Nacht ohne Schlaf, wenn sich meine Trauer formt wie Tautropfen auf Gräsern, schöner als die Perlen, steige ich früh auf den Berg und lerne ein kleines Lächeln. Die Sonne steigt rot über den Grabhügeln auf, und die schwere Mittagshitze wird meine Prüfung sein. Dennoch gehe ich hinaus zu dem weiten unwirtlichen Ort, alle meine Trauer hinter mir lassend, geh ich nun hinaus.»
SK-