Der Run aufs Weiße Gold

07.08.2024Punkt einsÖ1Alexander Musik —   –  Details

Element Lithium

Wo soll das Lithium für die E-Mobilität herkommen? Gäste: Dr. Holger Paulick, Leiter der Abteilung Rohstoffgeologie und Geoenergie, Geosphere Austria – Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie; Konrad Rehling, Geschäftsführer «Südwind – Verein für Entwicklungspolitik und globale Gerechtigkeit».

Batterien für E-Autos kommen nicht ohne Lithium aus. Das Leichtmetall ist ein sogenannter kritischer Rohstoff, den die EU bisher vor allem aus China bezieht. Bis 2030 soll diese Abhängigkeit verringert werden: Mindestens 10 % der jährlichen Verbrauchsmenge an Lithium sollen dann innerhalb der EU gewonnen werden. «Lithium-Lagerstätten gibt es einige: In Österreich etwa in Wolfsberg auf der Koralpe, wo das australische Unternehmen European Lithium seit Jahren dabei ist, die nötigen Investorengelder und Genehmigungen einzusammeln, um mit dem Abbau des lithiumhaltigen Gesteins unter Tage beginnen zu können: «Wir wollen der erste Lieferant für batteriefähiges Lithium in einer vollständig integrierten europäischen Batterieversorgungskette sein», heißt es auf der Homepage des börsennotierten Unternehmens, das ein ehemals in Staatsbesitz befindliches Bergwerk übernommen hat. «Doch auch an anderen Orten quer durch Europa lagert lithiumhaltiges Gestein: im Erzgebirge an der deutsch-tschechischen Grenze, in Portugal, im britischen Cornwall, in Irland, Frankreich wie auch in Finnland. «Dennoch setzt die EU auf eine Lagerstätte außerhalb der Europäischen Union. Am 19. Juli traf der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zusammen mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maros Sefcovic, und Industrievertretern in Serbien ein: Der hochrangige Besuch beim serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic endete mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung, im westserbischen Jadar-Tal Lithium in Form des Minerals Jadarit zu fördern und gleich an Ort und Stelle zu verarbeiten. 58.000 Tonnen Lithium pro Jahr sollen in Serbien produziert werden, ausreichend für ungefähr 1,1 Millionen Autos, rechnete Vucic vor. 2028 könnte es losgehen. «Wütende Proteste – teils geschürt von serbischen Boulevardmedien – nicht nur im Jadar-Tal waren die Folge: Viele Menschen befürchten Umweltschäden und Enteignungen ihres Besitzes. Andere haben ihre Häuser und Äcker längst für gutes Geld an den britisch-australischen Bergbau-Riesen Rio Tinto verkauft, der in Serbien zum Zug kommt. Der Ärger über das Abkommen mit der EU war umso größer, als Vucic damit grünes Licht für ein Bergbauprojekt gegeben hat, das wenige Jahre zuvor für null und nichtig erklärt worden war. Für den 10. August ist nun die nächste Demonstration in Belgrad gegen das Abbauprojekt angesetzt. «Warum aber entscheidet sich die EU für den Lithium-Abbau außerhalb der Union – und nicht etwa für das österreichische Wolfsberg? «Weil das Jadar-Tal einfach das bessere Vorkommen ist», sagt Dr. Holger Paulick, Leiter der Abteilung Rohstoffgeologie und Geoenergie bei Geosphere Austria. Und weil Rio Tinto ein Unternehmen sei, das kapitalkräftig genug ist, um die nötige Bergwerks-Logistik aufzubauen und auf Jahre zu finanzieren. «Die Bergwerksbranche hat dazugelernt, sagt der Geologe Paulick. Rio Tinto jedenfalls bemüht sich, den Bedenken und Ängsten der Menschen gegen das Lithium-Projekt den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wie ernst es dem Unternehmen damit ist, wird sich zeigen. «Hat der Bergbau in Europa ein Image-Problem? Auf welche Weise wird Lithium gewonnen – unter Tage und im Tagebau? Wie lässt es sich recyclen? In welcher chemischen Form liegt es im Jadar-Tal und anderen Standorten vor? Welchen Prozess muss das Gestein durchlaufen, bis es Bestandteil eines E-Auto-Akkus wird? Und was passiert, wenn der Lithium-Preis so niedrig werden sollte, dass sich der Abbau in Europa nicht mehr lohnt? «Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at «Gäste bei Alexander Musik sind Dr. Holger Paulick, Leiter der Abteilung Rohstoffgeologie und Geoenergie bei Geosphere Austria und Konrad Rehling, Geschäftsführer von «Südwind – Verein für Entwicklungspolitik und globale Gerechtigkeit».

 
 

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