18.07.2024 – News – Zeit Online – Lenz Jacobsen — – Details
Anne Hidalgo
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo springt in die Seine, so wie einst Mao in den Jangtse und Klaus Töpfer in den Rhein. Was Schwimmen mit Macht zu tun hat. «In der Serie «Politisch motiviert» ergründen unsere Autorinnen und Autoren politische Themen der Woche. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 29/2024. «Rückwärts lässt sich die Bürgermeisterin von der Leiter ins Wasser gleiten, ihre Unterarme und Waden sind frei, der restliche Körper von einem grau-orangenen Neoprenanzug geschützt. Die Seine ist kalt in Paris, und vor allem ist sie dreckig. Anne Hidalgo lässt sich treiben, macht einige geübte Kraulzüge, eine Schwimmbrille hat sie auch dabei, und als ihr jemand zuruft, ob es gut sei im Wasser, ruft sie zurück, so ist es auf einem Video zu sehen: «Super! C›est geniale!» «Wenn eine Politikerin Baden geht, ist das immer eine Nachricht wert. In Hidalgos Fall, weil sie beweisen wollte, dass die Seine pünktlich zu den Olympischen Spielen sauber ist – oder zumindest nicht mehr eklig. Die knapp anderthalb Milliarden Euro, die ausgegeben wurden, damit weniger Dreck und Abfall im Wasser landet, müssen sich schließlich gelohnt haben.
— Hidalgo knüpft mit ihrem Badeausflug an eine der überraschendsten und aufschlussreichsten Bildtraditionen politischer Macht an: Karl der Große, Mao Tse-tung, Mussolini, Kurt Georg Kiesinger, Klaus Töpfer – sie alle sprangen ins Wasser und legten Wert darauf, dabei gesehen, gemalt, fotografiert oder gefilmt zu werden. Wie bei Hidalgo war bei ihnen das Schwimmen ein symbolischer Akt, der die eigene Herrschaft schützen und stärken sollte.
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SK-news