Et expecto / Musik der Erwartung und Hoffnung – Werke von Sofia Gubaidulina, Karl Amadeus Hartmann und Arvo Pärt

01.08.2024Salzburger Festspiele 2024Ö1Rainer Elstner —   –  Details

Arvo Pärt

Musik der Erwartung und Hoffnung – Werke von Sofia Gubaidulina, Karl Amadeus Hartmann und Arvo Pärt bei der Salzburger «Ouverture spirituelle».

 

(aufgenommen am 20. Juli in der Kollegienkirche in Salzburg in 5.1 Surround Sound)

Als «Einschwingvorgang» zu den Salzburger Festspielen hat Intendant Markus Hinterhäuser die «Ouverture spirituelle» bezeichnet. Man leistet sich in Salzburg einen besonderen Luxus: Es werden hier nicht nur Werke quer über die Jahrhunderte hinweg in erhellende Zusammenhänge gestellt, sondern auch unterschiedliche Ensembles für die Umsetzung eines Konzertabends engagiert. — Eröffnet wurde dieses dritte Konzert der «Ouverture spirituelle» mit einem Werk, von dem die Reihe den diesjährigen Titel geborgt hat: «Et exspecto» von Sofia Gubaidulina. Ein Stück für Bajan Solo, osteuropäischer Nachfahre der Schrammelharmonika. Dieses chromatische Knopfakkordeon ist ein Instrument für Virtuosen wie Krassimir Sterev, Mitglied des Solistenensembles Klangforum Wien. — «Musik der Trauer» hat Karl Amadeus Hartmann sein «Concerto funebre» ursprünglich genannt. Seine antifaschistische Grundhaltung spiegelt sich auch in Werken wie diesem 1939 entstandenen Violinkonzert. Patricia Kopatchinskaja, Solistin und musikalische Leiterin der Camerata Salzburg bei dieser Aufführung, weist auf die außermusikalischen Bezüge hin: «Der erste Satz hat einen Bezug zur Tschechei, denn er wird von der Sologeige eröffnet mit dem alten Hussitenlied von 1420 ›Die Ihr Gottes Streiter seid›, das im Kanzionale (Hymnenbuch) von Jistebnice (1430) überliefert ist. Der Schlusssatz zitiert den in der Russischen Revolution von 1905 gesungenen Trauermarsch ›Unsterbliche Opfer, ihr sanket dahin›, den Hermann Scherchen in russischer Kriegsgefangenschaft kennengelernt und auf Deutsch übersetzt hatte.» Bis zum Ende des Nationalsozialismus wurden seine Konzertstücke in Deutschland nicht aufgeführt, für die Uraufführung in der Schweiz musste das Werk aus dem Land geschmuggelt werden. Hartmann hatte sich in die «innere Emigration» zurückgezogen und versteckte seine von einer antinazistischen Haltung geprägten Werke. — Abschlossen wurde das Konzert vom Chor des Bayerischen Rundfunks unter dem niederländischen Dirigenten Peter Dijkstra mit einem der bekanntesten Werke von Arvo Pärt: «Te Deum» für drei Chöre, präpariertes Klavier, Streichorchester und Tonband, das sich in der besonderen Akustik der Kollegienkirche besonders entfalten konnte. Ein Werk, das Pärt, «sanft aus der Stille und Leere» geschöpft hat.

 
 

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