Einzigartige Persönlichkeit – Ferruccio Busoni zum 100. Todestag

21.07.2024Welt der MusikNDR KulturThomas Böttger —   –  Details

Ferruccio Busoni

Der am 1. April 1866 im italienischen Empoli bei Florenz geborene Busoni gehört zu den berühmtesten Pianisten der Musikgeschichte. Bereits mit sieben Jahren trat Busoni in Triest öffentlich auf, spielte Stücke von Mozart, Schumann und Clementi. Ein halbes Jahr zuvor hatte er schon zu komponieren begonnen und wurde als Wunderkind bezeichnet. Ab Mitte der 1880-er Jahre wuchs Busonis Ruhm als Pianist unaufhörlich, sodass er Ende des 19. Jahrhunderts – nach Tourneen in Europa und den USA – zu den weltweit anerkanntesten Pianisten gehörte. Zudem hatte er ab 1888 mehrere Gastprofessuren in Helsinki, Moskau und Boston inne, gab Meisterkurse in Weimar und war 1907-1908 Professor für Klavierspiel in Wien. Pianisten von Rang wie Claudio Arrau (1903-1991), Arthur Rubinstein (1887-1982) und Heinrich Neuhaus (1888-1964), die noch das Glück hatten Busoni live zu erleben, äußerten sich begeistert über seine pianistischen Fähigkeiten. Neben Bach, Mozart, Beethoven und Chopin nahm Busoni zunehmend auch Werke von Liszt und Alkan in sein Repertoire auf, spielte seine eigenen Bearbeitungen Bachscher Orgelwerke und setzte sich für zeitgenössische Musik ein. «Der Komponist — Busonis kompositorischer Weg verlief geradezu erstaunlich: aus der romantischen Tradition kommend, öffnete er sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend verschiedenen neuen musikalischen Entwicklungen, förderte junge Kollegen wie Béla Bartók und Arnold Schönberg, und sein eigener Stil wandelte sich in Richtung «erweiterter Tonalität». Er schrieb Klavier-

und Kammermusik, vier Opern und ein monumentales Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor (Uraufführung 1904 in Berlin). Ab 1920 leitete Busoni eine Kompositionsklasse an der Akademie der Künste in Berlin, wo Kurt Weill zu seinen Schülern zählte. «Der Musikschriftsteller und Dirigent — 1907 und 1916 erschienen zwei Fassungen von Busonis Schrift «Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst», die er «Dem Musiker in Worten Rainer Maria Rilke verehrungsvoll und freundschaftlich dargeboten» gewidmet hat. Busonis Biograph Hans Heinz Stuckenschmidt bezeichnet Busonis «Entwurf» als «ein Stück echter Utopie. Er hat in der Kürze, mit der die Vision einer vollkommeneren Musik hingezeichnet ist, seinesgleichen nicht. Man kann auf ihm kein System aufbauen, an ihm keine Lehrmethode entwickeln. Und doch wurde durch ihn der Weg der Musik im zwanzigsten Jahrhundert vorausgesehen und in vielem beeinflusst.» Auch als Dirigent war Busoni sehr aktiv – besonders in Berlin. So leitete er dort zum Beispiel in den Jahren 1902-1909 zwölf Konzerte mit dem Berliner Philharmonischen Orchester, in denen «neue und selten aufgeführte Werke» vorgetragen wurden. Busonis Absicht war es, «allen Verdienstvollen, Jungen, Unbekannten, Mittellosen eine Tür zur Öffentlichkeit zu öffnen.» Wie hat doch der Komponist Max Reger Ferruccio Busoni beurteilt: «Dieser hochgebildete Komponist und Virtuose verkörperte in seiner äußeren Erscheinung wie in der geistigen Kapazität so etwas wie das Idealbild eines Künstlers.» «

 
 

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