18.07.2024 – Punkt eins – Ö1 – Alexander Musik — – Details
Kurkultur in Baden
»Aufbaden – Abbaden.» Kurkultur in Baden und anderswo. — Gäste: Veronika Hackl, Ausstellungs-Cokuratorin und Dr. Christine Triebnig-Löffler, Stadtführerin in Baden.
Vor genau drei Jahren wurde der Antrag elf europäischer Kurstädte positiv beschieden, sie als «Great Spa Towns of Europe» ins UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen. Unter den elf sind so unterschiedliche Kurstädte wie das belgische Spa, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien – und Baden bei Wien. Mit der Aufnahme in die Liste bescheinigt die UNESCO allen «herausragenden universellen Wert» – der in diesem Fall natürlich besonders im historisch gewachsenen Kur- und Badebetrieb besteht. «Wie man sich diesen vorzustellen hat, beleuchtet für Baden bei Wien die Ausstellung «Aufbaden – Abbaden. Kurkultur in Baden». Die Schau im Kaiserhaus verspricht (noch bis 3.11.) «packende Kurgeschichten, (.) birgt heilsversprechende Kurmittel und hört Stimmen aus dem heutigen Baden zu», wie es im Ausstellungstext heißt. Gezeigt werden «historische Reiseführer, Kurlisten, kunstvolle Stiche, Schwefelsteine, kuriose Turn- und Therapiegeräte, frühe Filmaufnahmen, Fotografien und Badekostüme, die medizinhistorische wie gesellschaftliche Umbrüche dokumentieren.» «Da sieht man auf sepiabraunen Filmaufnahmen etwa züchtig gewandete Damen und Herren dicht an dicht im Schwefelwasser hopsen, promenierende Paare im Kurpark und Kurpersonal, das Badegäste erst mit Ganzkörper-Schlammpackungen versieht und dann in wärmende Decken hüllt. Oder eine Abfüllanlage, wo das Heil- und Tafelwasser «Peregrin» in alle Welt versandt wird. «Beim «Aufbaden» sollen sich die internationalen Kurgäste an die schwefelhaltigen Heilwässer gewöhnen, beim «Abbaden» – nach hoffentlich eingetretenem Kureffekt – werden sie allmählich wieder entwöhnt. Dazwischen liegen mehr oder weniger ritualisierte Wochen aus Spazier- und Badegängen, Konzertbesuchen, Schonkost, Soiréen, Konsultationen beim Badearzt und gegebenenfalls die Ausbildung eines Kurschattens – auch damit befasst sich «Aufbaden – Abbaden» im Kapitel «Anbandeln». «Der Welterbe-Antrag der Great Spa Towns of Europe folge dem «verklärenden Blick der einstmaligen Größe» und berücksichtige «einzig Kriterien der Tourismusindustrie und Denkmalpflege», heißt es kritisch im Vorwort des Sammelbands «Die Kurstadt als urbanes Phänomen – Konsum, Idylle und Moderne», den Andrea Pühringer und Martin Scheutz 2023 herausgegeben haben (Böhlau Verlag). «Worin besteht nun eigentlich der spezifische Charakter der Kurstadt? Wie sah ein Badetag um 1900 aus? Welche Heilwirkungen wurden Schwefelbädern und Schlammpackungen zugesprochen? Was zog Gäste aus aller Welt nach Baden? Und wie veränderten sich die Kurstädte unter dem Andrang betuchter und weniger betuchter Gäste? «Gäste bei Alexander Musik sind die Ausstellungskuratorin Veronika Hackl und die Badener Stadtführerin Dr. Christine Triebnig-Löffler, die im Rahmen der Ausstellung Spezialführungen zu den «Hot Spots» Badens anbietet. —
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