Ich habe heimlich seine Tagebücher gelesen / Ingrid Pfeiffer, Germanistin

16.07.2024Gedanken für den TagÖ1Alexandra Mantler —   –  Details

Tagebücher mit Schloss

Ingrid Pfeiffer, Germanistin, über das Verfassen und das Lesen von Tagebüchern. — Wir wüssten vieles nicht, ohne die Möglichkeit, uns in Tagebüchern bekannter und weniger bekannter Personen durch die Jahrhunderte lesen zu können. Die große, die Weltgeschichte, vertieft sich, indem wir durch sie Zeugen individueller Lebensgeschichten werden. Geführt u.a. als Chroniken persönlicher und historischer Ereignisse, als Selbstentwurf und Selbstkritik, als Gewissenserforschung und Klagemauer erlauben Tagebücher die Atemlosigkeit und die Stockungen, die Ängste und Hoffnungen in allen Spielarten des Menschlichen allzu Menschlichen nachzuvollziehen. Aber erlauben sie es denn? «Die «echten» Tagebücher, um die es hier ausschließlich gehen soll, waren ursprünglich nicht für die Lektüre Fremder bestimmt. In den – verständlichen und begrüßenswerten – Editionen sind sie Nachträge zu einzelnen Leben, denen zu begegnen eine gewisse Scheu durchaus angebracht ist. Und doch, findet die Germanistin Ingrid Pfeiffer, könnte kaum eine Lektüre aufregender sein. Wie auch dieses kontinuierliche schriftliche, das Leben von Tag zu Tag begleitende Tun ein aufregendes und mutiges Unterfangen bleibt.

 
 

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