12.07.2024 – Radiogeschichten Spezial – Ö1 – Kurt Reissnegger — – Details
Günther Anders
Der 1902 in Breslau unter dem Namen Günther Siegmund Stern geborene Medienphilosoph und Technikkritiker promovierte 1923 bei Edmund Husserl an der Universität Freiburg. Dort lernte er zwei Jahre später auch die politische Theoretikerin Hannah Arendt kennen, mit der er von 1929 bis 1937 verheiratet war. Nach dem Reichstagsbrand flüchtete Günther Anders im März 1933 aus Deutschland nach Paris, wo er drei Jahre im Exil lebte, bevor er 1937 nach New York emigrierte. Ab 1950 ließ er sich als freischaffender Schriftsteller in Wien nieder, wo er 1992 auch verstarb. Sein Hauptwerk «Die Antiquiertheit des Menschen» beschäftigt sich in drei Einzelstudien mit der «Umformung des Menschen im industriellen Zeitalter». «Seine Abhandlung «Die Welt als Phantom und Matrize» beginnt Anders mit der These, dass ein Verständnis von Rundfunk und Fernsehen als reines Mittel, welches für gute wie auch für schlechte Zwecke eingesetzt werden könne, grundsätzlich falsch sei. Denn nicht nur das Vermittelte, sondern auch das Mittel selbst ist es, das uns beeinflusst und formt. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet Anders die Rundfunk- und TV-Industrie: Als Massenproduktion einer Massenware, die jedoch nicht kollektiv, sondern im Privaten über ein Empfangsgerät konsumiert wird. Dies bringt den Typ des «Massen-Eremiten» hervor, welcher abgeschnitten von Anderen als vereinzelter Konsument von Massenware «zum Mitarbeiter bei der Produktion des Massenmenschen bzw. zum Mitarbeiter bei der Umformung seiner selbst in einen Massenmenschen» wird. «Die größte Umwälzung, welcher der Mensch laut Anders durch Radio und Fernsehen unterworfen ist, stellt die Veränderung im Umgang mit der Außenwelt dar. Die Wirklichkeit wird direkt nachhause geliefert, und die Ereignisse der Welt besuchen uns im Wohnzimmer. Wer «wissen will, was es draußen gibt, der hat sich nachhause zu begeben, wo die Ereignisse ,zum Schauen bestellt›» bereits warten. Der Mensch wird zu einem «belieferten Wesen» – und die Welt kommt zu uns, statt wir zu ihr.
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