Fünf Jahre in Dresden / Putins Zeit als KGB-Offizier in der DDR

20.12.2022News: NachrufeThe New York TimesAlexander Moritz —   –  Details

Wladimir Putin

Fünf Jahre in Dresden — Putins Zeit als KGB-Offizier in der DDR — Zivilgesellschaft und NGOs sind Wladimir Putin ein Dorn im Auge. Eine frühe Lehre aus Putins Dienstjahren als KGB-Mann in Dresden? Wissenschaftler sagen, die friedliche Revolution und der DDR-Untergang seien für Putin prägend gewesen. «Heute wirkt alles friedlich in der Angelikastraße 4 in Dresden. Bäume stehen um die gelb gestrichene, zweistöckige Villa. «Rudolf-Steiner-Haus» steht in einem Schaukasten an der Straße. Auf den Klingelschildern: Die «Anthroposophische Gesellschaft», eine Naturheilpraxis und eine Psychologin. «Bis 1990 war die Angelikastraße 4 die Dresdner Außenstelle der I. Hauptabteilung des sowjetischen Komitees für Staatssicherheit – kurz KGB. Im Rückblick prominentester Mitarbeiter: Wladimir Putin. Von 1985 bis 1989 war Putin als KGB-Offizier in Dresden stationiert. Offizielle Aufgabe: die Zusammenarbeit mit der DDR-Staatssicherheit.

 

»Da hat dann doch eine ganze Menge überlebt, wo man also sehen kann, was zwischen Stasi und KGB verhandelt wurde. Und dann kommt man also doch nach einiger Zeit zu ganz bemerkenswerten Erkenntnissen.» «Der Historiker Hubertus Knabe hat die Akten der Stasi auf Hinweise zur Tätigkeit Putins durchsucht. Bis 2018 war Knabe Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gelände des früheren Stasi-Untersuchungsgefängnisses. «Seit dem Ukraine-Krieg hat mich das doch zunehmend interessiert, weil das Agieren in diesem Konflikt mich sehr an Verhaltensweisen von Stasi-Mitarbeitern oder Geheimdienstlern erinnert hat. Also dieses Täuschen – ob etwas wahr ist oder falsch, das ist eine rein taktische Frage.» — Historiker: «Putin war keine große Nummer beim KGB» — Rund 500 Seiten Akten zu Wladimir Putin gibt das Stasi-Unterlagenarchiv auf Anfrage des Deutschlandfunks heraus. Einige hat Putin unterzeichnet, andere betreffen die KGB-Vertretung allgemein. Die beschäftigte sich laut Stasi-Akten vor allem mit dem Schutz von Einrichtungen der sowjetischen Streitkräfte, der Spionageabwehr, aber auch der Anwerbung von Informanten für das KGB. Putin wurde während seiner Dresdner Zeit vom Major zum Oberstleutnant befördert. Zuletzt war er 1989 stellvertretender Leiter der Residentur. Erhalten ist auch sein in schwarzes Kunstleder eingebundener Hausausweis für die Stasi-Bezirksverwaltung Dresden. Wie alle KGB-Offiziere in Deutschland hatte Putin so jederzeit Zutritt zu den Gebäuden des DDR-Geheimdiensts.

 

««Also das Besondere an der Tätigkeit Wladimir Putins beim KGB in Dresden ist eigentlich, dass er nichts Besonderes getan hat, sondern es ist eben doch eher banal gewesen, das mühsame Geschäft, West-Agenten anzuwerben. Das ist ja wirklich schwierig gewesen und auch nicht gerade eine Freude. Das heißt zum Beispiel, dass sämtliche Einreisen aus bestimmten Orten, wo die Bundeswehr war, in den Bezirk Dresden, die wurden dann abgefragt vom KGB: Wer besucht den Bezirk Dresden und kommt aus dieser Stadt, wo es eben eine Bundeswehrkaserne gibt? Oder wer schreibt Briefe aus dieser Stadt? Und man hat 300 Namen von Briefkontakten und dann kann man mühsam versuchen, da irgendwie einen Kontakt zu finden. Also, das ist alles irgendwie nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt bei James Bond oder wo auch immer», so Knabe. ««Er war ein typischer KGB-Offizier in einem ostdeutschen Bezirk», bestätigt Douglas Selvage von der HU Berlin. Der Historiker forscht seit Jahrzehnten in den Stasi-Akten. Im Frühjahr hat er ein Buch veröffentlicht über die Zusammenarbeit zwischen KGB und der DDR-Staatssicherheit. «Er war nicht eine große Nummer. Er war einfach einer von sieben Mitarbeitern von der ersten Hauptverwaltung des KGB, von der Aufklärung, die in diesem Büro praktisch gearbeitet hat.» — Mit diesem Ausweis hatte Putin Zutritt zu den Gebäuden des DDR-Geheimdienstes.

 
 

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