Mary Wollstonecraft über die Erziehung von Töchtern

25.06.2024Gedanken für den TagÖ1Alexandra Mantler —   –  Details

Mary Wollstonecraft

Nach letztlich gescheiterten Versuchen, sich als Lehrerin und Erzieherin selbst zu erhalten, beschloss Mary Wollstonecraft, die nie eine höhere Bildung genossen hatte, Schriftstellerin zu werden. Sie wolle die Erste einer neuen Gattung sein, schrieb sie in einem Brief. — 1787 veröffentlichte sie ihr erstes Buch — Thoughts on the Education of Daugthers/Gedanken über die Erziehung von Töchtern». Ermutigt wurde sie von ihrem Verleger, der ihr zeitlebens Mentor und Stütze war. Dieses Erstlingswerk reihte sich ein in den damaligen Trend zu Erziehungsratgebern. Doch wehte in Wollstonecrafts Ratgeber ein erfrischend moderner Geist. — Kinder sollten mit Zuneigung zu Mitgefühl allen Lebewesen gegenüber erzogen werden und auch zur Vernunft, was für Wollstonecraft kein Widerspruch ist. Mädchen müssten so wie Buben ihren Geist kultivieren dürfen, denn Vernunft sei die vom Himmel erleuchtete Laterne in jedem Menschen. Bereits im darauffolgenden Jahr veröffentlichte sie den autobiografisch-informierten und subtil-subversiven Roman — Mary: A Fiction». Sie brachte sich selbst Fremdsprachen bei und begann als Übersetzerin zu arbeiten. Zugleich schrieb sie regelmäßig für die Zeitschrift — Analytical Review», die als das Forum für radikale, aufklärerische Diskurse galt. — Für Frauen ihrer Zeit und ihres Standes war ihr emanzipierter Lebensstil außergewöhnlich und wurde von vielen beargwöhnt. Wollstonecraft erfuhr aber auch Anerkennung und Zuspruch. Sie verkehrte auf Augenhöhe mit den Denkern und Künstlern, die ihr Verleger um sich scharte. Es war diese Gefährtenschaft unter gleichgesinnten Progressiven, die Wollstonecraft beflügelte, schließlich etwas Unerhörteres zu wagen.

 
 

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