16.06.2024 – Du holde Kunst – Ö1 – Gestaltung: Gudrun — – Details
Edna St. Vincent Millay
«Nein, Liebe ist nicht alles» – Lilith Häßle liest Gedichte von Edna St. Vincent Millay. Übertragung ins Deutsche von Günter Plessow. «Mit der Sonettsequenz «Fatal Interview» schrieb die US-amerikanische Dramatikerin und Lyrikerin Edna St. Vincent Millay 1931 nicht nur einen lyrischen Bestseller, sondern gab der elisabethanischen Form eine moderne Psychologie ein, in der ein weibliches lyrisches Ich «dem Rollenschema des petrarkistischen Urbilds ständig widerspricht» (Günter Plessow). Der Titel der Sonettsequenz, «Fatal Interview», aus der neun Gedichte zu hören sein werden, ist unübersetzbar; das «Fatal» bezieht sich auf den antiken Schicksalsbegriff, das «Interview» auf das französische «entrevue» (Zusammenkunft). Thematisiert wird die Liebesbeziehung eines vielgestaltigen, mal irdischen, mal ätherischen, von ironisch-distanziert bis hingerissen sprechenden, mehrfach gebrochenen lyrischen Ichs, das «die männliche Redefreiheit usurpiert hat» (Ina Schabert). «Edna St. Vincent Millay, geboren 1892 in Maine, wuchs in großer Armut auf und wurde mit 20 Jahren mit ihrem Langgedicht «Renascence» (Wiedergeburt) berühmt. Die bisexuelle Dichterin pflegte im New Yorker Greenwich Village einen Bohemien-haften Lebensstil mit offener Ehe und einer Liebesbeziehung zu George Dillon, mit dem sie Baudelaires «Les Fleurs du Mal» übersetzte. 1923 erhielt sie für die Gedichtbände «The Harp-Weaver» und «Other Poems» als dritte Frau den Pulitzer-Preis für Lyrik. Edna St. Vincent Millay starb 1950 in Austerlitz (New York). «Im deutschsprachigen Raum wurde sie in den frühen 1930er-Jahren von Rudolf Borchardt begeistert gelesen und übersetzt (vor allem Gedichte aus «Wine from these Grapes»). Günter Plessow widmete sich in seinen 2008 veröffentlichen Übertragungen neben zwei Langgedichten aus dem frühen Schaffen St. Vincent Millays vor allem den Sonettsequenzen aus dem Spätwerk.
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