31.05.2024 – News – Berliner Zeitung – Susanne Lenz — – Details
Thomas Heise
Thomas Heise war einer der bedeutendsten deutschen Dokumentarfilmer. Der Berliner Zeitung gab er sein letztes Interview. Dieser Nachruf enthält bisher unveröffentlichte Passagen. — Der Berliner Filmemacher und Autor Thomas Heise ist tot, gestorben in der Nacht des 29. Mai, er war einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer Deutschlands. Die Nachricht von seinem Tod «nach kurzer schwerer Krankheit» gab die Akademie der Künste am 30. Mai bekannt. Es ist unheimlich schnell gegangen, vor zehn Tagen nahm Heise noch an einer Podiumsdiskussion teil. Er wurde 68 Jahre alt. — Der Berliner Zeitung hat Heise Ende Februar sein letztes großes Interview gegeben. Wir wollten mit ihm sprechen, weil er Mitglied der dreiköpfigen Dokumentarfilmjury der Berlinale 2024 gewesen ist. Die Jury zeichnete «No Other Land» aus, den Film eines Israelis und eines Palästinensers, der die Vertreibung von Palästinensern aus einer Siedlung im Westjordanland zeigt, die Zerstörung ihrer Häuser durch die israelische Armee. — «No other film – keinen anderen Film» habe es für die Jury gegeben, sagte Thomas Heise, als er im schwarzen Anzug auf der Bühne im Berlinale-Palast stand. Nach der Preisverleihung, bei der der israelische Regisseur von «No Other Land» von Apartheid in Israel sprach und andere Filmemacher Forderungen nach sofortigem Waffenstillstand äußerten, war von einem Eklat die Rede. Von Antisemitismus. Um seine Wahrnehmung der Ereignisse sollte es in unserem Interview gehen. — Thomas Heise sagte sofort zu, aber bestand darauf, dass wir nicht am Telefon miteinander sprechen, sondern uns treffen. Er lebte in Prenzlauer Berg, aber schnell wurde klar, dass er nicht in eines der schicken Prenzlauer-Berg-Cafés wollte. Seine Wahl fiel auf eine normale Bäckerei an der Schönhauser Allee. Auch das sagt etwas über Thomas Heise, dieser Unmut über manche Veränderungen in seinem Viertel.
SK-news