11.04.2024 – Radiokolleg – Ö1 – Thomas Mießgang — – Details
Archie Shepp
Der Titel «Fire Music» eines Albums von Archie Shepp aus dem Jahr 1965 sagt alles: Musik wie ein Flächenbrand, die sich nicht in solipsistischer künstlerischer Selbstbeschau erschöpft, sondern darüber hinaus politische und gesellschaftliche Urgenz demonstrieren möchte. Ab den 1970er Jahren dimmte er das Feuer der musikalischen Revolution ein wenig herunter und entwickelte sich sukzessive zum elder statesman der ein entspannteres, affirmativeres Verhältnis zur Tradition entwickelte. Das, wofür Shepp einst stand, wurde von jüngeren Künstler:innen aufgegriffen und wanderte in andere Genres, vor allem den Hip Hop, wo Rapper:innen wie Public Enemy und heute Kendrick Lamar und Moor Mother ihre Straßenpoesie mit politische Energie aufladen und mit donnernden Beast unterlegen. Der mittlerweile 87-jährige Archie Shepp blickt heute durchaus zwiegespalten zurück auf die große Zeit seines rebellischen Furors: — In Amerika gab es eine kurze Zeit, wo man Leute, die John Coltrane folgten, für wichtig hielt – aber das dauerte nicht lange. Heute wird die Musik, die ich in den 60ies spielte, komplett geächtet. Man glaubt, wir seien damals falsch abgebogen und hätten künstlerischen Selbstmord begangen.»
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