Le week-end orakelt!

16.03.2024Le week-end Ö1Elke Tschaikner und Christian Scheib —   –  Details

Orlando di Lasso

Ich seh, ich seh, was Du nicht siehst. Oder: Über das Pathos des Weissagens. Mit Musik von Johann Sebastian Bach, Miles Davis, Orlando di Lasso, John Cage, Johann Strauß und anderen. — Was die Zukunft bringen wird, das ist das große Rätsel jeder Gegenwart. Und seit Jahrtausenden ersinnen die Menschen Techniken, mit denen sie dem Ungewissen der Zukunft ein Schnippchen schlagen wollen. Wahrsagen und Weissagen, Orakel und Prophetie, mit oder ohne technische Hilfsmittel, ekstatisch oder auch rätselhaft schwebend. Die Sibyllen zum Beispiel, am Weg von der Antike ins 16. Jahrhundert in Musik übersetzt von Orlando di Lasso. Zu einer Zeit also, in der sich die antike Weissagerinnen schon in Ankünderinnen christlicher Erlösung verwandelt hatten. Doch “Le week-end” widmet sich auch den männlichen Vertretern der Zunft zu, den Propheten. Und die müssen sich stets in mehreren Eigenschaften üben: Lektion 1 in der Prophetenschule: Gelassenheit. Denn auch die schönsten Prophezeiungen treffen mitunter nicht ein. Lektion 2: Gewitztheit. Denn die Ausreden, warum die Prophezeiung nicht wahr wurde, sollte raffiniert sein. Lektion 3: Ernsthaftigkeit. Denn die Klientel erwartet sich ein vertrauenserweckendes Image. Gelassenheit, Gewitztheit, Ernsthaftigkeit. All das lässt sich mit Stan Kenton üben. Überraschenderweise mit einem Walzer: “Waltz of the Prophets”.

 
 

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