17.02.2024 – le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Arnold Schönberg und Karl Kraus
Wir folgen in le week-end dem Briefwechsel zweier Wiener Geistesgiganten und vor allem deren wechselseitiger Wertschätzung. Beide wurden vor 150 Jahren geboren: Arnold Schönberg und Karl Kraus. — Die Wiener Geistesheroen schreiben einander Anfang des 20. Jahrhunderts Briefe. Schönbergs Uraufführungsskandale nehmen im Briefwechsel immer wieder einen gewissen Platz ein. Aber Arnold Schönberg versucht auch, den von ihm verehrten Herausgeber der «Fackel» für die Aktivitäten von Gustav Mahler, der die musikalische Moderne förderte, zu interessieren. — Wien, 11. Mai 1907 — Verehrter Herr Kraus, — Ich habe seit Langem schon das Bedürfnis, Sie für den Fall Mahler zu interessieren. Ich hoffe bestimmt, Ihnen die Ueberzeugung zu verschaffen, dass das ein außerordentlicher Mensch ist, einer wie es nur wenige jemals gegeben hat. Daher auch die ganz unerhörte Behandlung, die er von der Presse erfährt.
Ich bitte Sie zu diesem Zweck um ein Rendezvous. Ich habe an Vormittagen (Dienstag, Donnerstag und Samstag) ab 11 Uhr, an allen Nachmittagen ab 5 Uhr Zeit und komme, wohin Sie wollen. Vielleicht ist es Ihnen lieber mir das Vergnügen zu schenken; wir hätten dann auch Zemlinsky bei der Hand, der ein besseres Gedächtnis für das Thatsächliche hat, als ich.
Ich hoffe eine freundliche Nachricht zu erhalten und empfehle mich Ihnen mit herzlichen Grüßen, — ergebenst — Arnold Schönberg. — Im Wiener Arnold Schönberg Center ist zur Zeit eine kleine, aber sehr feine Ausstellung zu sehen, samt grandioser Buchpublikation von Therese Muxeneder über ebendiesen Briefwechsel.
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