In memoriam Ilse Helbich / Eine Akrobatin der Erinnerung

30.01.2024TonspurenÖ1Janko Hanushevsky —   –  Details

Ilse Helbich

Eine Akrobatin der Erinnerung wurde Ilse Helbich genannt. Dabei ist ihre literarisch geformte autobiografische Literatur weit mehr als ein Blick zurück in längst vergangene Zeiten. Radikal und ohne jede Nostalgie stellte sich die Dichterin den Erfahrungen ihres Lebens. — Als Tochter aus einer erfolgreichen Wiener Unternehmerfamilie erfüllte sie gehorsam die Frauenrolle, die für sie in der konservativen Wiener High-Society vorgesehen war. Sie heiratete einen einflussreichen Mann, gab ihren Job auf und bekam fünf Kinder. Mit 60, als die Kinder aus dem Haus waren, verließ sie ihre unglückliche Ehe, ließ sich scheiden und begann zu schreiben. Eine Frau, die schreibend die Konfrontation mit ihrem eigenen Leben sucht, um sich in ihre eigene Freiheit hineinzuschreiben. — Im Alter von 80 Jahren veröffentlichte Helbich ihr erstes Buch. Seither sind zahlreiche Bände erschienen, sie galt als eine der wichtigen Stimmen österreichischer Gegenwartsliteratur. Trittsteine wollen ihre Texte sein, schrieb Helbich, auf deren Festigkeit der Leser sich verlassen kann. Trittsteine über wässriges Terrain. Der Autor besuchte Ilse Helbich kurz vor ihrem 100. Geburtstag in Wien und begegnete einer Frau, die immer noch unterwegs war ins Unbekannte. Eine Suchende, die sich schonungslos den großen Fragen des Lebens stellte. — »Geborgensein im Suchen» — Eine Begegnung mit der Schriftstellerin Ilse Helbich — Feature von Janko Hanushevsky — Produktion: DLF 2023

 
 

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