Selenskyj wünscht sich Führungsrolle Deutschlands / Ukrainischer Präsident bei ‹Miosga›

28.01.2024NewsTagesschauCaren Miosga, TV ARD Erstes —   –  Details

Selenskyj / Miosga

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat bei Caren Miosga den Wunsch nach einer Führungsrolle der Bundesrepublik bei der militärischen Unterstützung seines Landes bekundet. Im Interview, für das Miosga nach Kiew reiste, lobte er Kanzler Scholz.Wie geht es der Ukraine 700 Tage nach Beginn des russischen Großangriffs – und wie leben die Menschen mit dem zermürbenden Krieg? Im Präsidialpalast in Kiew sprach Caren Miosga 45 Minuten mit Präsident Wolodymyr Selenskyj über die schwierige Lage seines Landes.»Ich glaube, dass der Abnutzungskrieg bereits 2014 begann, als ein Teil unseres Landes besetzt wurde – die Krim und der Donbas», sagt er im Interview. Seit fast zehn Jahren besetzen russische Truppen die ukrainische Halbinsel, die von Russland völkerrechtswidrig annektiert wurde.Fast zeitgleich zettelte Russland 2014 unter Federführung eigener Geheimdienste einen Krieg im Osten der Ukraine an. All das führe neben der Zermürbung der Menschen seit fast zehn Jahren auch zu einer Zermürbung der ukrainischen Wirtschaft, so Selenskyj. — — »Haufen aus Leichen» auf dem SchlachtfeldEr sei sich jedoch nicht sicher, ob es für Russland überhaupt um Zermürbung gehe. «Es ist ihnen egal, ob eine Million, zwei oder drei Millionen Menschen sterben», sagt Selenskyj. «Aktuell sehen wir das am Beispiel von Awdijiwka.»Der ukrainische Präsident, der im Dezember selbst in die umkämpfte und nahezu völlig zerstörte Frontstadt reiste, spricht von unzähligen toten russischen Soldaten. «Die Menschen liegen auf dem Schlachtfeld einfach übereinander. Das sind Haufen aus Leichen. Sie bringen sie nicht einmal weg», beschreibt er.Seit Monaten versucht die russische Armee Awdijiwka in der Nähe der besetzten Großstadt Donezk einzunehmen. Beobachter sprechen von sehr hohen Verlusten auf russischer Seite, doch auch die Ukraine verliert viele Soldaten. Auf die Verluste der eigenen Armee ging der Präsident nicht konkret ein. Er gestand auf Nachfrage ein, dass es auch für ihn persönlich immer wieder schwere Momente gebe. Zum Beispiel dann, wenn er auf Mütter getöteter Soldaten treffe, deren Söhne er nicht zurückbringen könne. — (…) — — Selenskyj traut Deutschland Führungsrolle zuWas, wenn die USA künftig als wichtigster Ukraine-Unterstützer ausfallen sollten? Diesen Fall hält Selenskyj zwar für unwahrscheinlich, er kann sich Deutschland – derzeit zweitgrößter Unterstützer seines Landes – allerdings durchaus in einer Führungsrolle vorstellen. «Das würde ich mir sehr wünschen», sagt der ukrainische Präsident. Deutschland könne die Europäische Union konsolidieren. «Viele Länder haben ernsthafte wirtschaftliche Beziehungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von deutschen Entscheidungen, weil Deutschland eine starke europäische Wirtschaft hat.» Aus seiner Sicht sei eine mangelnde Unterstützung der Vereinigten Staaten falsch – «für alle».Selenskyj formuliert eine einfache Gleichung: Entweder man sei der Meinung, dass die Ukraine Recht hat und Russland in die Schranken gewiesen werden sollte – oder man setze sich einer Gefahr aus. «Ich meine, entweder man glaubt daran oder man glaubt nicht daran. Ich möchte nur sagen, dass der Unglaube dieser oder jener Person, dieses oder jenes Ministers, sehr teuer sein wird», sagt er. Zum Absturz eines russischen Militärflugzeugs in Belgorod wollte sich Selenskyj aufgrund unzureichender Informationen nicht äußern.

 
 

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