26.01.2024 – – Ö1 – Natasa Konopitzky — – Details
Hannah Arendt
Die politische Theoretikerin Hannah Arendt erlangte in den 1960er Jahre breite Bekanntheit. Sie beobachtete für das Magazin «The New Yorker» in Jerusalem den Prozess gegen den Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann und prägte dabei den Begriff der «Banalität des Bösen». Ihr Bericht löste heftige Kontroversen aus.
«In ihrer Vorlesung «Über das Böse», die sie 1965 an der New School for Social Research in New York City hielt, setzt sie sich mit den Reaktionen auf ihre Beobachtungen beim Eichmann-Prozess auseinander, die sie «zutiefst erschüttert und verunsichert» haben. Sie diskutiert die Unterscheidung von Recht und Unrecht, denkt über Vernunft, Begehren, Willen und Freiheit im Hinblick auf das Böse nach.
«Erinnerung und Denken seien wichtige Begriffe auf der Suche nach der Natur des Bösen, schreibt Hannah Arendt. Die grössten Übeltäter seien jene, die sich weigern darüber nachzudenken, was sie tun und sich nicht an das erinnern wollen, was sie getan haben: «Das Denken an vergangene Angelegenheiten bedeutet für menschliche Wesen, sich in die Dimension der Tiefe zu begeben, Wurzeln zu schlagen und so sich selbst zu stabilisieren, so daß man nicht bei allem Möglichen – dem Zeitgeist, der Geschichte oder einfach der Versuchung – hinweggeschwemmt wird. Das größte Böse ist nicht radikal, es hat keine Wurzeln, und weil es keine Wurzeln hat, hat es keine Grenzen, kann sich ins unvorstellbar Extreme entwickeln und über die ganze Welt ausbreiten.»
Audioplayer
Sie können keinen Inhalt kopieren.