19.01.2024 – News – FAZ online – Freddy Langer — – Details
Cindy Sherman
Sie hat sich als Leiche in den Wald gelegt, mimte Damen der Modeszene, junge Männer und alte Schachteln: Jetzt wird die großartige Fotografin und Verwandlungskünstlerin Cindy Sherman siebzig Jahre alt — Als ich Cindy Sherman Anfang der Achtzigerjahre in ihrem New Yorker Studio besuchte, wirkte sie wie ein kleines Mädchen. Seltsam zerbrechlich. Zurückhaltend. Mit einem ungläubigen Kinderblick. Dabei war sie schon ein Star auf dem Kunstmarkt. Mit nur drei Serien hatte sie es in wichtige Ausstellungen geschafft, und siebzehn bekannte Museen hatten bereits Arbeiten gekauft: von den schwarz-weißen Filmstills, den verloren wirkenden Frauen vor farbigen Rückprojektionen und von ihren Varianten der Centerfolds, auf denen sich in Herrenmagazinen Modelle lasziv vor der Kamera räkeln, sie sich indes verkrampft auf dem Boden liegend zeigte und mal scheu, mal regelrecht verängstigt ins Leere schaute. — Sie wünschte, sagte sie, dem Betrachter bliebe ein Kloß im Hals stecken. Und dann sagte sie noch, und ein Lächeln zog über ihr Gesicht: «Ich glaube, ich könnte sehr reich damit werden, mich nackt zu fotografieren.» Es war nicht lustig gemeint. Eher spöttisch. Sie hat es bis heute nicht getan. Aber ihr eigenes Modell ist sie geblieben. Und es ist noch immer nur das eine Thema, das sie wieder und wieder umkreist: Aspekte von Identität. — Als Modeauftrag einst abgelehnt, ins eigene Werk als «Untitled #133» aufgenommen – Arbeit aus dem Jahr 1984.
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