22.01.2024 – News – taz online – Maxi Broecking — – Details
Meredith Monk. Calling
«Blues for Tom / New York Requiem» heißt eine Komposition von Meredith Monk für Tom Bogdan. Bogdan war Sänger ihres 1978 gegründeten Vocal Ensembles. Er hatte in den 1980er Jahren bei vielen Beerdigungen von Freunden gesungen, die an HIV verstorben waren, und sie um ein Requiem gebeten. «Blues for Tom / New York Requiem» ist eine der wenigen notierten Kompositionen Monks, von Hand geschrieben mit weichem Bleistift, und erschienen 1993 beim Münchner Label ECM. — Ihr Requiem basiert nicht klassisch auf dem siebenteiligen liturgischen Text vom Introitus bis zum Lux aeterna. Monk verwendet Silben ohne spezifische Bedeutung, die sie als «Phoneme» bezeichnet. «Worte», so Monk, «weisen auf eine bestimmte Bedeutung hin. Ich mag Bilder oder Gesten, die etwas hervorrufen, aber eher eine Poesie der Sinne sind. Ich versuche, zu einer wesentlichen Kommunikation zu gelangen.» Der Titel des Stücks benennt auch die gleichnamige Installation mit Flügel und Mikrofon, die gerade in ihrer bisher größten Retrospektive «Meredith Monk. Calling» im Münchener Haus der Kunst zu sehen ist. — Meredith Monk wurde 1942 in New York in eine Familie von Sän ge r*in nen hineingeboren. In der Umgebung der Fluxus- und Happening-Bewegung der New Yorker Downtown-Szene begann sie als Performancekünstlerin, experimentierte dank ihrer drei Oktaven umfassenden Stimme mit Lauten und Klängen, arbeitete dabei mit Video und kinetischen Bewegungen. Als Kind litt Monk unter einer Sehstörung. Sie spielte Klavier und entwickelte früh Methoden der räumlichen Wahrnehmung. Beeinflusst von der Dalcroze-Eurhythmie, beschäftigte sie sich damit, rhythmische Bewegung, Gehör bildung und Improvisation über den Körper zu wecken. — 1964, als 22-Jährige, zog sie in das damals brachliegende Viertel unterhalb der 14. Straße in Manhattan. Die Mieten waren niedrig, eine alternative experimentelle Kunstszene hatte sich dort gebildet. Laurie Anderson, Trisha Brown, Joan Jonas oder Gordon Matta-Clark lebten dort. Monk führte interdisziplinäre Performances, die Theater, Tanz, Musik und Film verbanden, auf der Straße, auf Gebäuden oder in privaten Wohnungen auf. — Monk mit ihren «16 Millimeter Earrings» von 1966
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