18.01.2024 – Freispiel – Deutschlandfunk Kultur – Stefan Kaminski, Leonhard Koppelmann —
Elfriede Jelinek
Regie: Leonhard Koppelmann — Mit: Stefan Kaminski — Komposition: Christian M. Schäffer — Ton und Technik: Wilfried Hauer und Christina Hänsel — Produktion: BR 2006 — Länge: 54›24
Der Fußball-Kommentator lässt einen Chor auftreten, der alles ausplaudert: was die Spieler nachts machen, worüber sie reden dürfen und warum sie ihre Körper zur Schau stellen. Die Presse ist immer dabei. — Alle sprechen vom Sport. Über die biologische Wehrpflicht des Zuschauers, die Rebellion auf dem Rasen und den Anspruch auf die Frau. Über Bewegung und Stillstand, Krieg und Frieden. Doch die Unterschiede gehen ins Aus und verloren. Der Bildschirm zeigt es. «Wir passen nun mal nicht zu dem Bild, das sich die Medien von uns gemacht haben, aber jetzt passen wir schon.» Sport braucht Sprache. Der Sportchor vereinigt die Stimmen, die immer und überall für die Massen berichten: Torwartdarsteller, Pressevertreter, Damenfußballerinnen und authentische Helden. «Ich bin der andre, der heute gesiegt hat. Ich bin, der ich bin. Ich bin heute ein Gott. Ich bin ein Fußballgott.» Mit ihrem Sportchor schließt Elfriede Jelinek an ihr 1998 uraufgeführtes «Sportstück» an. Der Chor, der in der griechischen Tragödie am Rande des Spielfelds steht, rückt ins Rampenlicht, und die Kommentare zum Spiel verselbständigen sich: Gesellschaftsspiel, Geschlechterspiel, Kriegsspiel, Medienspiel, Fußballspiel. «Mehr Menschen gehen nicht ins Auge.»
Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark, österreichische Schriftstellerin. Schreibt Lyrik, Prosa, Theatertexte, Libretti, Drehbücher, Hörspiele. Zahlreiche Preise, darunter der Theaterpreis Berlin und mehrfach der Mülheimer Dramatikerpreis. Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Literatur im Jahr 2004. Hörspiele zuletzt: «Am Königsweg» (BR 2017), «Das Licht im Kasten» (BR 2017), «Wut» (BR 2018). —
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