Die Neunziger (1) Vermessung des Popmusik-Kanons

15.01.2024RadiokollegÖ1Sarah Kriesche, Stefan Niederwieser —   –  Details

Kurt Cobain (Nirvana)

Was waren die Neunziger musikalisch? Zu Beginn des Jahrzehnts zerfällt der Ostblock, an dessen Ende platzt die Dotcom-Blase. In den zehn Jahren dazwischen ruft der US-amerikanische Historiker Francis Fukuyama das Ende der Geschichte aus, die Musikindustrie erlebt durch CDs einen einzigartigen Boom und die musikalischen Megatrends Hip Hop, Rock, Metal oder Techno bringen jeweils kaum überblickbare Subgenres und Überblendungen hervor – Grunge, Britpop, Nu Metal, Riot Grrrl, Alternative, Hamburger Schule, uvm). Wer aber schreibt die Geschichte der 1990er? Und nach welchen Kriterien? Und verändert sich der Kanon der wichtigsten Songs? Wenn man wissen möchte, wie die 1990er Jahre geklungen haben, kann man Radios anmachen, auf Streamingdiensten nach Playlisten suchen, die mal von Menschen, mal von Maschinen kuratiert wurden, man kann in älteren Verkaufscharts nachsehen, nach akademischen Publikationen suchen oder auch – das liebste Format im Musikjournalismus – die vielen Listen bester Alben und Songs durchsuchen. Einige Namen tauchen dabei regelmäßig auf: Radiohead, Nirvana, Dr. Dre, oder PJ Harvey. Im Unterschied dazu wurden in den Neunzigern die meisten Alben von Whitney Houston und Shania Twain verkauft, während die größten Konzerte vermutlich von Jean-Michel Jarre, Rod Stewart oder je nach Zählweise auch der japanischen Rockband Glay gegeben wurden. Das Radiokolleg über die musikalischen Neunziger Jahre beginnt mit einer Vermessung des zeitgenössischen Kanons von einigen zentralen Eckpfeilern aus.

 
 

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