12.01.2024 – Klassikplus – BR-Klassik – Bernhard Neuhoff — – Details
Thomas Hengelbrock
Nach einem Sturz befindet sich Herbert Blomstedt in Rekonvaleszenz und musste seinen Brahms-Zyklus beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leider absagen. Für ihn kommt zunächst der 65-jährige Thomas Hengelbrock, der vor zwanzig Jahren beim BRSO mit Bachs “Weihnachtsoratorium” debütierte und seither immer den BR-Chor in seine Münchner Konzerte einbezogen hat. Nun kehrt Hengelbrock mit einem rein symphonischen Programm zurück und übernimmt die ersten beiden Sinfonien von Johannes Brahms. Das könnte spannend werden, ist Hengelbrock doch ein ausgewiesener Kenner der historischen Aufführungspraxis, berühmt geworden mit seinem auf Originalinstrumenten spielenden Balthasar-Neumann-Ensemble samt Chor. Erfahrungen mit historisch informiertem Musizieren kann Hengelbrock auch aus seiner Zeit als Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters vorweisen. Lange hat Brahms gezaudert, mit der Tradition gehadert: “Ich werde nie eine Symphonie komponieren!”, schrieb der skrupulöse Komponist angesichts des übermächtigen Vorbilds Beethoven an den Dirigenten Hermann Levi. “Du hast keinen Begriff davon, wie unsereinem zumute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört!” Glücklicherweise ist es anders gekommen. Neben die monumentale Erste Sinfonie mit ihrem c-Moll-Pathos stellt Hengelbrock die pastorale Zweite, die Brahms mit dem ihm eigenen grimmigen Humor seinem Verleger Simrock gegenüber so anpries: “Die neue Symphonie ist so melancholisch, dass Sie es nicht aushalten. Ich habe noch nie sowas Trauriges, Molliges geschrieben: Die Partitur muss mit Trauerrand erscheinen.” Genau das Gegenteil ist der Fall, so gutgelaunt und liedhaft kommt die D-Dur-Sinfonie daher!
Ein korrektes Passwort ist erforderlich.