Die Lichtgestalt leuchtet nicht mehr / Franz Beckenbauer ist tot

08.01.2024NewstazMartin Krauss —   –  Details

Franz Beckenbauer

Franz Beckenbauer war ein ganz und gar undeutsches Glückskind: Elegant, leger, schnoddrig und beinah immer erfolgreich. Am Sonntag ist er gestorben. – Wie krank und wie einsam Franz Beckenbauer schon seit sehr geraumer Zeit gewesen sein muss, wurde deutlich, als sogar seine Spezeln von der Bild-Zeitung sich auf Lothar Matthäus berufen mussten, um etwas über den Kaiser vermelden zu können. Von einem sehr schlechten Gesundheitszustand des früheren Weltklassefußballers, National- und Bayern-München-Trainers, Fifa-Funktionärs und WM-Organisators, berichtete Matthäus. — Ausgerechnet die Bild-Zeitung hatte keine weiteren Infos! Dabei war der Kaiser über Jahrzehnte ihr Mann gewesen. Exklusives über den Franz gab›s nur hier. Und das war gefragt, denn Beckenbauer war von den 1970er-Jahren bis vor wenigen Jahren medial omnipräsent: Experte, Werbefigur, Dampfplauderer, auch die Qualitätspresse kümmerte sich um Scheidungs- und Vaterschaftsgerüchte. — Franz Beckenbauer war, wie es der Fernsehjournalist Marcel Reif einmal formuliert hatte, die «Lichtgestalt» des deutschen Fußballs. Da mag es Fritz Walter oder Uwe Seeler, Günther Netzer, Lothar Matthäus oder Toni Kroos gegeben haben – der einzige richtige und wirkliche Weltstar des deutschen Fußballs war der Franz. — Er war ein ganz und gar undeutsches Glückskind, dem scheinbar aller Erfolg zufiel, wo andere ihn sich erarbeiten müssen. Vizeweltmeister 1966, Europameister 1972, Weltmeister 1974, Vizeweltmeistertrainer 1986, Weltmeistertrainer 1990 – das sind nur die wichtigsten mit der Nationalmannschaft. Mit seinen Vereinen, am wichtigen und längsten der FC Bayern, hatte er noch mehr Erfolge – als Spieler, als Trainer, als Präsident. — Die Geste des Weltbürgers — Bei alldem trat er mit der seriösen Geste des Weltbürgers auf, lächelte elegant alles weg, aber auf sein gesprochenes Wort gab man besser nichts: Das war gerne zum Belächeln, zum Verspotten oder, nicht gerade selten, zum Fremdschämen.

 
 

SK-try-2024news