Unabhängiger Plattenladen ‹Optimal› / Wichtigster Ort von Wahnmoching

23.11.2021NewsBayern 2Georg Oswald —   –  Details

Optimal Schallplattenladen

München leuchtet ganz hell. Auch dank des Schallplattenladens Optimal — Der Plattenladen «Optimal» ist eine Münchener Institution. Zum Anlass seines 40-jährigen Bestehens wird gefeiert. Hier kommt die fällige Huldigung. — «Eigentlich ist es ein Wunder, dass es uns als Laden noch gibt», sagt Peter Wacha, genannt Upstart, und er hat recht. Das «Optimal» ist wahrscheinlich einer der ältesten unabhängigen Plattenläden Deutschlands, womöglich sogar in ganz Europa. Wer ihn heute an seinem inzwischen dritten Standort in der Münchner Kolosseumstraße besucht, fragt sich, wie sich so ein Laden, den man eher in Berlin-Kreuzberg erwarten würde, ausgerechnet an einem der mittlerweile teuersten Immobilienplätze Europas 40 Jahre lang hat halten können. — Seine Anfänge machte Upstart 1980 im «Lipstick», einer der ersten Punkkneipen in München, wo er auch als DJ auflegte und selbst 7-Zoll-Singles im Bauchladen verkaufte. Er verteilte dazu fotokopierte Zettel und Interessenten konnten bei ihm Punk- und Reggaeplatten bestellen, die sonst nirgendwo in München zu haben waren. — Zu jener Zeit galt die 7inch, also das, was landläufig «Single» genannt wurde, als Goldstandard der Musikindustrie. Die Albumcharts waren wichtig, aber die Singlecharts setzten die Trends und sorgten für massenhafte Verkäufe. Es war das einzige Medium, auf dem Musik schnell und mit 6 DM halbwegs preiswert verfügbar war. — Mit Dreieinhalb Mille zu Rough Trade — Selbst wenn man die Zeit erlebt hat, vergisst man leicht, wie schwierig es war, an die Musik zu kommen, die einen interessierte. Das machte Platten zu Kostbarkeiten. Upstart kratzte sein ganzes Geld zusammen, 3.500 Mark, und flog nach London, um bei Rough Trade, einem unabhängigen Musikvertrieb und Plattenladen, einzukaufen. Gerade in diesem Moment erlebte Rough Trade einen spektakulären Erfolg: «Ghost Town», eine Single der Skaband The Specials, kletterte auf Platz eins der britischen Charts. — Ein kleiner, unabhängiger Vertrieb brach in einen Musikmarkt ein, den bis dahin die Majorlabels der Musikindustrie unter sich aufteilten. Upstart investierte alles, was er hatte, in unabhängige Platten und ließ sie nach München liefern. — 1982 eröffnete Upstart, damals gerade zwanzigjährig, zusammen mit Peter Blaha den Plattenladen «Optimal», um die Ecke vom heutigen Standort, in der Hans-Sachs-Straße. Das erste Domizil war ein ehemaliger Friseursalon, neben einem Milchgeschäft. Damals war das Glockenbachviertel das, was man in München «Glasscherbenviertel» nannte. Einfache Leute, die ihre Wohnungen in schlichten Altbauten mit Kohle und Holzöfen beheizten.

 
 

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