23.12.2023 – le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Lavendel Violett
Am Beginn dieser zweiten Lektion in Farbenlehre Violett begeben wir uns ins Getümmel eines Wochenendmarktes. — Dass Wiener Märkte ein vor allen Dingen auch akustisches Erlebnis waren, ist heutzutage nur mehr zu erahnen. Die vermutlich letzten «Marktschreier» findet man am Bauernmarkt beim Viktor Adler Markt in Wien Favoriten jeden Vormittag, übrigens ein betörendes Erlebnis. Von ganz besonderem akustischen Reiz aber müssen die Wiener Lavendelverkäuferinnen gewesen sein. In der Kunstgeschichte – es gibt die Lavendelverkäuferinnen sogar als Porzellanfiguren – ebenso wie in der Musikgeschichte haben sie ihre Spuren hinterlassen. Früher einmal, heißt es in einem Wiener Lied, musste man nicht einmal in die Oper oder ins Konzert gehen, um wunderbares Singen zu hören.Ein Besuch bei den Lavendelverkäuferinnen am Markt würde völlig ausreichen. In unserem ORF-Archiv gibt es ein mit dem Titel «Lavendel Lied» bezeichnetes, historisches Fundstück. Als Sängerinnen werden angegeben: Annerl und Lieserl. Mehr ist darüber nicht herauszufinden, außer, dass sie im Booklet als «echte Lavendelfrauen» bezeichnet werden. — Schon 1910 schrieb der Wiener Der Feuilletonist Joseph August Lux im Neuen Wiener Tagblatt über die Lavendelverkäuferinnen: «Das arme Weiblein ist fast schon ein Stück Legende, eine freundliche Spukgestalt. Man sieht es so selten, man hört nur seinen Gesang. Es scheint aus zeitlichen Fernen herzukommen, aus den Fernen der Vergangenheit, aus den Fernen unsrer eigenen Kindheit.»
Lavendel kaufte man übrigens weniger der Schönheit wegen, als ob der praktischen Eigenschaft, dass Motten Lavendel hassen. Das funktioniert selbstverständlich bis heute.
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