24.12.2023 – Feature – hr 2 kultur – Hans-Joachim Simm — – Details
Mannsbild-Mosaik
Wenn wir hinter der scheinbar festgefügten Realität, hinter der Mauer der Wirklichkeit etwas ganz anderes, Unbekanntes erahnen, dann sprechen wir von unerhörten Ereignissen oder von Wundern. Über sie erstaunen wir, lassen uns von ihnen berühren, stellen sie in Frage, bezweifeln sie oder lehnen sie als unvernünftig ab. — Das Wunder scheint mit den bekannten Naturgesetzen nicht in Einklang zu stehen und aller Erfahrung zuwiderzulaufen, in ihm sind das kosmische Ordnungsgefüge und die biologische Verfasstheit vermeintlich außer Kraft gesetzt. Das gilt für unerklärliche Naturphänomene ebenso wie für die in religiösen Texten berichteten göttlichen Wunder. — Theologen, Philosophinnen und Naturwissenschaftler*innen, aber auch Dichter*innen haben über die Jahrhunderte verschiedene Theorien über das Wunder entwickelt. Die Auslegung des Wunders, ob als tatsächlich sich ereignendes Geschehen oder als symbolisch zu deutendes Konstrukt, wurde zum Unterscheidungskriterium zwischen den Religionen und Konfessionen. — Und nach wie vor scheiden sich die Geister der Theolog*innen und der Naturwissenschaftler*innen an der Erklärung sogenannter übernatürlicher Erscheinungen, an der Interpretation des Wunders, das in Sprache und Dichtung wie selbstverständlich zu Hause ist. — hr 2012
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