03.12.2023 – Musikgespräch – SWR2 – Arnold Jacobshagen – Katharina Eickhoff — – Details
Maria Callas
Bis heute wird die Welt nicht fertig mit Maria Callas, die wie sonst nur Enrico Caruso für alles steht, was mit Gesang und Oper zu tun hat. Der Musikwissenschaftler Arnold Jacobshagen sieht die Mythosbildung in seinem Buch «Maria Callas –Kunst und Mythos» kritisch. So würden heute allerlei Legenden verbreitet, während zum Beispiel kaum bekannt sei, dass Maria Callas in ihrer frühen Karriere von den Nazis profitiert habe.
— Maria Callas (picture-alliance) — Maria Callas (picture-alliance) — Maria Callas – verschwindet die Sängerin hinter dem Mythos? — 8 Min — Audio herunterladen (15,3 MB | MP3) — — K. Eickhoff: Was für eine Frau, lernen wir da in ihrem Buch kennen? — — A. Jacobshagen: Die Mythen sind natürlich so stark und so mächtig, dass Maria Callas hinter diesen Mythen eigentlich fast schon verschwunden ist. John F. Kennedy hat mal gesagt der Mythos ist der größte Feind der Wahrheit, nicht etwa die Lüge. Lügen haben kurze Beine, aber Mythen sind unglaublich nachhaltig.
— Aber Maria Callas ist der große Superstar der Opernszene bis heute und wird es auch immer bleiben. Und insofern ist allein diese mythische Größe der auch medialen Erscheinung Maria Callas eine Tatsache, an der wir nicht vorbeikommen.
— Aber die künstlerische Größe ist in ihrem Buch auch ein wichtiger Punkt. Also was macht die Leistung der Callas aus, vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen? — — Sie hat in ihrer Zeit unvorstellbares geleistet. Dafür habe ich den Begriff des «Belcanto Turn» eingeführt. Sie hat gewissermaßen einer Repertoire-Wende eingeleitet durch ihrem Gesang, weil sie in der Lage war, Werke wieder zu singen, die anderen Sängerinnen in ihrer Generation nicht mehr beherrschen konnten und zugleich ein sehr heterogenes Repertoire gepflegt.
— Sie hatte eine Stimme von einem enormen Stimmumfang von drei Oktaven und sie konnte im Grunde Sopran, Mezzo- und Altpartien singen. Sie konnte hochdramatisch singen, sie konnte aber auch Koloraturen in größter Virtuosität singen. Sie konnte im Grunde alles singen, was man ihr vorsetzte. Zugleich hatte ihre Stimme eben auch diese Unverwechselbarkeit durch die Fülle an Ausdrucksnuancen, die sie eben einzigartig machten.
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