Tausende segeln jetzt / Zum Tod von Shane MacGowan

30.11.2023NewsFrankfurter AllgemeineJan Wiele —   –  Details

Shane MacGowan

Er kam im Südosten Englands zur Welt, besann sich aber schon früh auf seine Wurzeln und begründete mit der Band The Pogues den irischen Folk-Punk. Nun ist Shane MacGowan mit 65 Jahren gestorben. — Aus irischer Sicht kann man 2023 wohl leider die Überschrift «The year the music died» geben. Nach Sinéad O›Connor ist nun auch Shane MacGowan gestorben, der Sänger der Pogues. Wer diese Band aus Raufbolden auch nur einmal gehört oder gar gesehen hat, wird sie nicht wieder vergessen – sie sind eine Art albtraumhafte Verdichtung der Dubliners, die das wilde Leben des «Irish Rover» nicht nur besungen, sondern auch wie keine andere Band verkörpert haben – und dies besonders in der Gestalt MacGowans. — Geboren wurde er als Sohn irischer Eltern im Südosten Englands, aufgewachsen ist er unter stetigen Umzügen in beiden Ländern. Aufgesogen hat er die irische Folkmusik, gründete Mitte der Siebziger aber erst einmal eine Punkband namens The Nipple Erectors. Der Punk war dann auch eine Voraussetzung für die Gründung der Pogues 1981, deren Stil zumeist als Folk-Punk angegeben wird. Man darf aber gleich noch hinzufügen, dass, so rau die Anmutung der Gruppe auch ist, sie durchaus gelegentlich sehr Eingängiges geschaffen hat – das Wort «zart» würde hier wohl, bei aller Liebe, nicht passen. Neben der erfolgreichen Anverwandlung irischer Klassiker wie «Dirty Old Town» hat sie aber auch, und das eben ist MacGowans großes Verdienst, eigene Werke aus der irischen Tradition, die ja oft eine Leidensgeschichte ist, geschaffen, verbunden mit beschädigtem Leben in und am Rande der modernen Großstadt.

 

 
 

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