Kino entsteht aus den Trümmern der Gefühle / Der deutsche Autorenfilmer Christian Petzold

26.11.2023GedankenÖ1Julia Baschiera —   –  Details

Christian Petzold

Seit rund 3 Jahrzehnten entwirft der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold mit seinen Filmen präzise, feinsinnige Gesellschaftsstudien, in denen ruhelose Personen zu Seismografen unserer Zeit werden. «Ich wollte immer die Position der Gespenster einnehmen», meint Petzold selbst über seine Intention als Regisseur. Über seine Faszination für Menschen, die keinen festen Platz in der Gesellschaft finden, sagt er: «Diese Gespenster-Figuren sind eine gute Metapher, sie vereinen Ideen über das Nicht-Normale, Ideen über Verfluchte». Und dort, wo sich die Gespenster trotz aller Widerstände und Verwerfungen einen Weg bahnen, entstehe sein Kino – aus den Trümmern der Gefühle. — Mit seiner markanten, künstlerischen Handschrift hat sich Petzold international als Regisseur etabliert – auf der Berlinale ist er seit vielen Jahren Stammgast, bei den Filmfestspielen von Venedig lief er im Wettbewerb und 2018 wurde er in die «Academy of Motion Picture Arts and Sciences» berufen, die jährlich die Oscars vergibt. — Geboren wurde Christian Petzold 1960 im nordrhein-westfälischen Hilden, seine Eltern waren zuvor aus der DDR geflohen. Nach seinem Abitur absolvierte Petzold seinen Zivildienst im Filmclub des örtlichen «Christlichen Vereins Junger Männer» (CVJM), studierte anschießend Germanistik und Theaterwissenschaften, arbeitete als Filmkritiker und absolvierte die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin. Bereits in seinem Debütfilm «Pilotinnen» von 1995 erforschte Petzold sein Grundthema der Geister-Figuren, der Suchenden und Außenseiter. — Immer wieder inspiriert von der Film- und Literaturgeschichte, schuf Petzold 2018 mit «Transit» eine freie Adaption des gleichnamigen Romans von Anna Seghers und 2020 das Liebesdrama «Undine», das sich am Mythos diesen halbgöttlichen Wassergeists orientiert und seine geplante Film-Trilogie rund um Figuren der deutschen Romantik eröffnet hat. Sein neuestes Filmwerk «Roter Himmel» stellt nun den zweiten Teil dar, entsprang einem Fiebertraum Petzolds während seiner Corona-Erkrankung und erzählt von vier jungen Menschen, die gemeinsam einen Sommer an der Ostsee verbringen. Im Fokus steht dabei Leon, ein junger Schriftsteller, der an seinem neuen Roman schreibt, den Sommer nicht genießen kann und sich in den Mühen des Künstlerdaseins suhlt. Worauf diese Querelen beruhen, was das Wesen von Kunstschaffenden auszeichnet, aber auch wie sich die Kunst selbst und die Ansprüche an sie immerzu im Wandel befinden – darüber macht sich Christian Petzold Gedanken.

 
 

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