26.11.2023 – Spielräume Spezial – Ö1 – Michael Neuhauser — – Details
The Rolling Stones
Das aus dem Lukasevangelium stammende Gleichnis vom verlorenen Sohn hat das Zeug dazu, Ideen von Moral und Gerechtigkeit durcheinander zu wirbeln: da verprasst einer in der Ferne seinen gesamten, im voraus erbetenen Erbanteil, bis er in der Gosse landet, während sein älterer Bruder treu ergeben und gewissenhaft im Haushalt des Vaters dient. Doch als der Jüngere schließlich hilflos und schuldbewusst zurückkehrt, gibt es – zur großen Verwunderung des Älteren – statt väterlicher Schelte ein großes Fest und ausufernde Freude über den wiedergefundenen, verlorenen Sohn. — Exegetisch relevant sind dabei natürlich der brave, ältere Bruder, der mit dieser gefühlten Ungerechtigkeit des Vaters ihm gegenüber zurechtkommen muss, sowie die Liebe und das Erbarmen des Vaters. In die Populärkultur der USA und ihre Songs eingegangen ist von dem Gleichnis jedoch vor allem die Perspektive des einst in die Ferne gezogenen Abenteurers: seine Suche nach dem Glück und ihr Scheitern, seine Sehnsucht nach zuhause und die reumütige Heimkehr. Das wurde gern besungen, von Dock Boggs ebenso wie von den Rolling Stones. Und dass es nicht nur Söhne gibt, sondern auch Töchter, daran hat uns zumindest Michelle Shocked erinnert.
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