10.11.2023 – Klassikplus – BR-Klassik – Frank Halbach — – Details
Vicco von Bülow
Er war ein außergewöhnlicher Vogel, dieser ganz spezielle Pirol, den man auch den Vogel Bülow nennt – oder auf Französisch: Loriot. So der Künstlername des unvergleichlichen Bernhard-Viktor «Vicco» Christoph-Carl von Bülow. Le Loriot – der Pirol – ziert als gemeine Figur das Familienwappen der von Bülows, während seine persönliche Karriere sich doch ganz eindeutig im Zeichen des Mopses vollzog. Viele Kritiker nahmen Loriot die Herkunft aus altem Adel lange persönlich übel: Aristokratenhumor eines Weltmannes, der sich nie mit dem gewöhnlichen Volk gemein machen würde, noch «im Stolpern distanziert zu jenen, über die er stolperte», nörgelten sie.
Loriot war Sprachvirtuose und Meister zeitlicher Koordination, neudeutsch «Timing» genannt. Virtuosität und Timing: zwei entscheidende Fähigkeiten eines Musikers. Karikaturist, Schauspieler, Komiker – das verbindet man bis heute sofort mit ihm. Aber Musik? Manche würdigen ihn lediglich als Pionier des Jodelns und Schöpfer des Jodeldiploms. Wer weiß, dass er die «Hustensinfonie» komponierte? Die aparte Verbindung von Komik und Harmonie war ihm schicksalhaft in die Wiege gelegt worden. Einer seiner berühmtesten Ahnen: der Dirigent und Kapellmeister Hans von Bülow, der u.a. Wagners «Tristan und Isolde» und «Die Meistersinger von Nürnberg» uraufführte. Loriot dirigierte die Berliner Philharmoniker, schuf Bühnenbild und Kostüme für seine Inszenierung der Oper «Martha» von Friedrich von Flotow, führte Regie bei Carl Maria von Webers «Freischütz» bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen … und da, im Wappen derer von Bülow, was für einen goldenen Reif hält der Pirol da im Schnabel? Wenn das mal nicht der Ring des Nibelungen ist.
Am 12. November 2023 jährt sich Loriots Geburtstag zum 100. Mal.
SK-