Paare, Gruppen, Scharen: Die Eröffnung des Jazzfests Berlin 2023

03.11.2023NewsTagesspiegelGregor Dotzauer —   –  Details

Alexander von Schlippenbach und Aki Takase

Musizierende Gestalten, die sich im zaghaft aufgehenden Bühnenlicht aus dem Dunkel schälen und gleich wieder darin verschwinden. Ein französisches Jazzquartett namens Novembre, das ein Stück nach dem anderen ansagt, nach einer Sekundenblüte des jeweiligen Themas aber schon wieder zum Ende kommt. Ein weiteres Jazztrio namens Bribes, das erst einmal draußen vor der Tür Krach schlagen muss, bevor es Einlass findet. Drei Cellistinnen, die dem, was die Jazzer an Unruhe verbreiten, mit stoischem Bogenstrich entgegentreten. — Und, als wäre dies der Klangschichten nicht genug, vom Himmel der Empore her, ein Kinderchor, der sich den ariosen Melodien der Sängerin Linda Olah ätherisch anschmiegt, wenn er beim kurz angebundenen Phrasenwechsel unten auf der Bühne nicht leidenschaftlich mittut und mitklappert. — «Apparitions» heißt der Abend, den die beiden Köpfe von Novembre, der Pianist Romain Clerc-Renaud und der Altsaxofonist Antonin-Tri Hoang, komponiert und konzipiert haben. Er ist, wie der Name sagt, ein Fest der Erscheinungen, geisterhaft und in tagheller Schärfe. Ein Reigen wiederkehrender Motive, die unter den beteiligten Gruppen immer wieder neu ausgehandelt werden. — Punkt setzt sich hier gegen Fläche, Konstruktion gegen Destruktion, der Bruch gegen die Überblendung. Wobei, wenn die Kinder dem Publikum bei der Prozession zur Hauptbühne mit ihren Taschenlampen ins Gesicht leuchten, auch von einer buchstäblichen Blendung die Rede sein könnte.

 
 

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