02.11.2023 – Stimmen hören – Ö1 – Chris Tina Tengel — – Details
Victoria de los Angeles
Victoria de los Angeles – universell auf der Opernbühne, unermüdlich als Botschafterin der Musik ihrer Heimat. — Es greift keinesfalls zu hoch, wenn die 1923 geborene katalanische Sopranistin Victoria de los Angeles als eine der «komplettesten», unmittelbarst berückenden Gesangskünstlerinnen der 1950er und 60er Jahre bezeichnet wird, einer an künstlerischen Physiognomien überreichen Zeit. Dem lyrischen Honig-Timbre fand sich «iberische» Schärfe apart beigemengt, Beweglichkeit wie Durchschlagskraft waren da, Phantasie und Pointiertheit; die Stimme allein – gerne diskret eingesetzt – ließ Figuren entstehen, ließ das Herz aufgehen. Einige Opern-Komplettaufnahmen, die sich Ewigkeitsrang erworben haben, werden von Victoria de los Angeles mitgetragen: «Faust», «La Boheme», «Manon», «La vida breve». — Die Sängerin gehörte für ein Jahrzehnt zu den Superstars der MET, Einladungen zu den Bayreuther Festspielen schlug sie nicht aus. (Und erfüllte sich im Lauf der Zeit auch die Wünsche nach Carmen und der «Werther»-Charlotte.) Vielleicht war es aber ihr leidenschaftlicher Einsatz für sämtliche Vokalmusik von der iberischen Halbinsel, vom Mittelalter bis zu den lebenden Komponisten, die Zarzuela inbegriffen, der den Kern von Victoria de los Angeles› Aktivitäten ausmachte. Damit bereiste sie die Welt, damit fand sie sich am häufigsten und regelmäßigsten in den Plattenstudios ein. Damit pflegte sie ein Singen der kleinen, vielsagenden Gesten, in Schönheit und Noblesse.
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