14.10.2023 – Hörspiel – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Ingeborg Bachmann
Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete die junge Schriftstellerin im Script Department des von den USA kontrollierten Nachkriegssenders «Rot-Weiß-Rot» in Wien. Und hier produzierte man unter der Regie von Walter Davy auch den Genre-Erstling der damals 26jährigen. Zum ersten Mal gesendet wurde er am 28. Februar 1952. — Heute ist das parabelhafte Stück um einen kleinen Angestellten, dem man Träume um den Preis seiner Lebenszeit verkaufen will, nicht in erster Linie, aber doch, ein Zeitdokument. Die darin dargestellten autoritären Verhältnisse in der Arbeitswelt und die Unterwürfigkeit der Frauen erscheinen beklemmend antiquiert. Verstehen kann man das Stück auf vielerlei Weise: politisch-sozialkritisch als Auseinandersetzung mit der Wirtschaftswundergesellschaft und ihrer «Traumwäscherei», tiefenpsychologisch als gescheiterten Versuch einer Flucht in die Unwirklichkeit oder als Aufruf zur Selbstermächtigung und zum souveränen Umgang mit Zeit. Den diesbezüglichen Schlüsselsatz spricht der Traumverkäufer aus: «Aber Sie werden wissen, dass Sie nirgends Träume für Geld bekommen. Sie müssen mit Zeit bezahlen. Träume kosten Zeit, manche sehr viel Zeit.»
Mit Wolf Neuber (Laurenz), Traute Servi (Anna), Eric Frey (Herr Mandl), Ulrich Bettac (Der Generaldirektor), Erich Schenk (Der Verkäufer der Träume), Charlotte Bauer, Auguste Ripper — Susi Waber, Gisela Fritz, Kurt Jaggberg, Herbert Kragora und Ernst Zeller, Ton: Herbert Sbiral, Rudolf Tremmel, Regie: Walter Davy (RWR-W 1952)
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