Ich habe die Kinder, Pässe und Kleider genommen, dann sind wir raus / Humanitäre Lage im Gazastreifen

12.10.2023NewsZeit-OnlineIngo Arzt, Christian Endt, Anne Jeschke und Steffi Unsleber —   –  Details

Flüchtlingslager Rafah

Hunderttausende auf der Flucht, überfüllte Krankenhäuser, Tote und Verletzte – im Gazastreifen versuchen NGOs trotz allem, den Menschen zu helfen. Wie ist die Lage dort? — Der Chirurg Ghassan Abu-Sittah schickt eine Sprachnachricht aus dem Al-Shifa-Krankenhaus, dem größten in Gaza. Telefonieren könne er nicht, er brauche jede Minute, um Verletzte zu behandeln, Empfang gebe es ohnehin kaum, sagt die NGO, die seine Sprachnachricht weitergeleitet hat. «Heute Morgen hatten wir ein Kind, ein hübsches junges Mädchen, mit unbeschreiblichen Verletzungen im Gesicht. Ihre Mutter war Ärztin im Al-Shifa. Sie kam um, als ihr Haus getroffen worden ist», sagt er darin. — Abu-Sittah ist ein bekannter, vielfach ausgezeichneter plastischer Chirurg aus Großbritannien mit palästinischen Wurzeln. Seit den Achtzigern behandelt er in Gaza Verletzte. Jedes Mal, wenn es dort Krieg gibt, reist er an. Das macht ihn glaubwürdig, auch wenn sich seine Angaben nicht unabhängig überprüfen lassen. Wie so vieles, was aus Gaza derzeit an Informationen kommt. Das gilt auch für diesen Text. Aber klar ist: Die humanitäre Situation ist furchtbar, Hunderte Zivilisten sind bereits gestorben, Tausende verletzt. «Das Krankenhaus ist komplett voll. Die Vorräte gehen zur Neige. Und das ist erst der vierte Tag. Es ist verheerend», sagt Abu-Sittah.

 
 

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