17.09.2023 – Milestones – Ö1 – Gerhard Graml — – Details
Sam Rivers
Der am 25. September 1923 geborene US-amerikanische Saxofonist Sam Rivers stellte in seiner Karriere etliche Konventionen auf den Kopf: «Entdeckt» wurde er eigentlich erst, als er bereits 40 Jahre alt und einige Monate mit Miles Davis auf Tournee war – eine Zusammenarbeit, die auf dem Album «Live in Tokyo» dokumentiert ist. — Am besten musizierte Sam Rivers mit Kollegen, die einige Jahre oder gar Jahrzehnte jünger waren als er selbst. Und er bleibt in Erinnerung als einer der ersten Afroamerikaner, die bereits in den 1960er Jahren im akademischen Umfeld pädagogisch tätig waren, und zwar am Berklee College of Music in Boston. Als Rivers dann schließlich einen Vertrag beim Kultlabel Blue Note unterschrieb, stand er noch mit einem Fuß in der Bop-Tradition, ging aber schon an die äußersten Grenzen dieses Stilbereichs und befand sich mit dem anderen Fuß im Free Jazz. Er etablierte sich als herausragender Tenor- und Sopransaxofonist wie auch als Flötist mit kraftvollem Powerplay samt lyrischen Zwischentönen, der mühelos zwischen den Idiomen zu wechseln vermochte und bei aller Lust aufs Neue auch die Tradition in sich trug. Außerdem gründete Sam Rivers in den 1970er Jahren das erste und wohl berühmteste Studio der sogenannten Loft-Szene – ein Begriff, der bald zum Synonym für die Avantgarde dieser Zeit wurde. — Aus Anlass des 100. Geburtstags von Sam Rivers wird sein Meisterstück «Crystals» in den Milestones präsentiert, welches er mit einem 64-köpfigen Free-Jazz-Orchester verwirklichte und 1974 auf Impulse Records veröffentlichte. Rivers vereint hier ein formidables Ensemble von Musikern, darunter Perkussionist Warren Smith, Trompeter Marvin «Hannibal» Peterson, Saxofonlegende Anthony Braxton und Posaunist Grachan Moncur III. «Crystals» ist ein Meilenstein der freien Improvisation im großorchestralen Kontext, und die sechs Stücke stellen Sam Rivers› eindrucksvolle Fähigkeiten als Arrangeur und Komponist unter Beweis. —
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