Prigoschin bei Absturz getötet / Es war Putin, sagt Militärexperte Albert Stahel und erklärt seine plötzliche Rache

24.08.2023NewsFocus OnlineAlbert A. Stahel — Christian Döbber —   –  Details

Jewgenij Prigoschin

Diese Nachricht schlug am Mittwochabend ein wie eine Bombe: Mehrere russische Quellen, darunter der russische Staatssender, bestätigen, dass Wagner-Chef Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz nahe Moskau gestorben ist. Videos zeigen, wie sein Jet wie ein Stein vom Himmel fällt und dann in Flammen aufgeht.

Traf ihn eine Rakete? War es Mord im Auftrag von Kreml-Chef Wladimir Putin? — Der Schweizer Militär-Experte und Geostratege Albert Stahel ist sich sicher: «Das war zweifellos Putin. Ich denke, Prigoschins Flugzeug wurde auf seine Weisung hin abgeschossen. Es war Putins Rache für den gescheiterten Putsch-Versuch vor zwei Monaten.»

Prigoschins Jet wurde von einer Flugabwehr-Lenkwaffe mit Aufschlagzünder getroffen» — Einen Unfall oder einen Defekt am Embraer-Jet Prigoschins schließt der Schweizer indes aus. «Unfälle passieren im Krieg selten», so Stahel gegenüber FOCUS online. Und weiter: «Prigoschin wusste, dass sein Leben an einem seidenen Faden hängt. Niemals wäre er in ein Flugzeug gestiegen, das er zuvor nicht genauestens überprüfen ließ. So dumm ist ein Mensch wie Prigoschin nicht.» — Die Videos des Absturzes machen für den Schweizer Experten ein Szenario besonders plausibel: «Der Jet muss von einer Flugabwehr-Lenkwaffe mit Aufschlagzünder getroffen worden sein. Sonst wäre er nicht wie ein Stein nach unten gerauscht.» Stahel geht davon aus, dass die Rakete vom Boden aus abgefeuert wurde – «und zwar nicht von Einheiten der russischen Streitkräfte, sondern von Leuten eines russischen Sicherheitsdienstes», so Stahel weiter. — Ließ Putin Wagner-Chef liquidieren? «Die Angelegenheit wurde für ihn immer dringlicher» — Doch wenn Putin Prigoschin liquidieren ließ: Warum wartete der Kreml-Chef so lange – und warum beseitigte er seinen Kontrahenten auf derart spektakuläre Weise?

Stahel glaubt, dass die Liquidierung Prigoschins «von langer Hand geplant» war, aber auf den richtigen Zeitpunkt gewartet wurde. «Jetzt war es höchste Zeit», sagt der Schweizer. «Die Angelegenheit wurde für Putin immer dringlicher, weil er selbst als militärischer Versager dasteht und gleichzeitig Prigoschins Sympathien bei der Generalität immer weiter wuchsen. Sein Rivale wurde schlichtweg immer populärer. Daher musste er jetzt weg.»

Putin hat jetzt Ruhe im näheren Sicherheitsbereich» — Die Tatsache, dass Prigoschins Tod kaum dramatischer und öffentlichkeitswirksamer erfolgte, kommentiert Stahel kühl. «Putin konnte gar nicht anders als dramatisch zuzuschlagen. Das ist auch und vor allem eine Warnung an alle anderen Rivalen in seinem Land. Und jedem, der das Land ein bisschen kennt, dem ist klar, dass in Russland niemand auch nur husten kann, ohne dass es der Zar hört.»

Der Tod Prigoschins wird Putins Machtstellung in Russland kurzfristig stärken, ist Stahel überzeugt. Ein dauerhafter Befreiungsschlag aus seiner innenpolitisch angekratzten Stellung wird der Jet-Tod des Wagner-Chefs allerdings nicht sein. «Putin hat jetzt Ruhe im näheren Sicherheitsbereich. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand auftaucht, der Fragen stellt – und Putin als das offenbart wird, was er ist: ein Versager, eine Null.»

 
 

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