Auch in Europa keine Sicherheit / Verdacht auf Jour na lis ten-Vergiftungen

17.08.2023Newstaz onlineMeduza — Gemmes Reres Arilla —   –  Details

Jelena Kostjutschenko

«Ja, Lena erholt sich noch, physisch und psychisch», erzählt Iwan Kolpakow, Chefredakteur des 2014 in Riga (Lettland) gegründeten Exilmediums Meduza im Gespräch mit der taz. Er meint Jelena Kostjutschenko, russische Journalistin, die für die unabhängigen Medien Nowaja Gaseta und Meduza schreibt, und die bis vor kurzem im Berliner Krankenhaus Charité behandelt wurde. Verdacht: Vergiftung. — Ein Déjà-vu. Auch der Oppositionspolitiker Alexei Nawalny lag im Jahr 2020 in der Charité. Ebenfalls im Berliner Krankenhaus lag wegen Vergiftung der Publizist und Mitglied der Pussy Riot-Gruppe Pjotr Wersilow. «Ein guter Freund von mir», sagt Kolpakow. Die Liste der im Auftrag der russischen Regierung vergifteten Aktivisten ist lang. — (…)

Im Interview für das russischsprachige Medienportal Nastojaschee Vremja erklärt der Chefredakteur von The Insider, Roman Dobrochotow, Einzelheiten der Untersuchung, die sein Medium initiiert hat. In zwei der drei Vergiftungsfällen sei es kein Nowitschok gewesen – Gift, das durch Nawalny, aber auch zuvor durch den Angriff gegen die Skripals 2018 bekannt wurde. «Aber das ist natürlich eine Frage der Dosierung. Alle diese Gifte, die wir verdächtigen, sind in großen Dosen tödlich. Im Fall von Kostjutschenko hatten sie eher Pech», beurteilt Dobrochotow. — Jelena Kostjutschenko wurde wahrscheinlich vergiftet, als sie unterwegs nach München war. Und Natalia Arno, Präsidentin der Free Russian Foundation, in einem Hotel in Prag. Der Geheimdienst greife oft an, wenn die Menschen unterwegs sind, allein, weit weg von zu Hause, von Verwandten, Freunden, Kolleg*innen, erzählt der Meduza-Chefredakteur. «An erster Stelle sollte Europa das Problem erwähnen und anerkennen. Das wäre ein erster Schritt, um den Exil rus s*in nen zu helfen», sagt Kolpakow, denn es sei hart für russische Jour na lis t*in nen und Aktivist*innen, die sich in Europa befinden.

 
 

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